Essen. In Vergessenheit gerät langsam das parteipolitische Strippenziehen, das im Vorfeld der Wahl von Andreas Bomheuer zu Essens Kulturdezernent stand. Jetzt blicken die Kulturschaffenden der Stadt darauf, wie Bomheuer sein Amt angeht - in finanziell schwierigen Zeiten.

Immerhin, die Stadt hat es geschafft, im Kulturhauptstadtjahr nicht ohne Kulturdezernenten da zu stehen. Und wahrscheinlich wird das krude parteipolitische Strippenziehen, die abenteuerlichen Konstellationen , an deren Ende die schließlich doch noch einstimmig erfolgte Wahl von Andreas Bomheuer in dieses Amt stand, die meisten nicht mehr interessieren. Die Kulturschaffenden werden beobachten, wie der 57-Jährige dieses Amt ausfüllt, seine Akzente setzt und vor allem, wie er diesen umfassenden Bereich in finanziell schwierigen Zeiten stärken und befördern wird.

Schwerpunkt im Bereich der kulturellen Bildung

Dass Bomheuer Essener ist, dessen kulturelle Wurzeln in dieser Stadt liegen, betonte er im Gespräch mit der WAZ wenige Tage nach seiner Wahl. Dabei machte er zugleich deutlich, dass er sich nicht auf den Dezernentenposten beworben habe, sondern es eine breite Ansprache aus Politik wie auch der Kulturszene gegeben habe, sich zur Verfügung zu stellen. Als einen, wenn nicht sogar den künftigen Schwerpunkt seiner Arbeit sieht Bomheuer den Bereich der kulturellen Bildung. „Da müssen wir aktiv werden, stabilisieren, auch, um möglichst vielen berufliche Chancen zu eröffnen“, so der Dezernent. Immerhin gehören auch Bibliotheken, die VHS, Musikschule und künftig auch der Bereich Integration zu seinen Aufgaben. Aber: Für Bomheuer steht auch fest, dass bei kultureller Bildung die Institute und großen Häuser, wie Oper, Schauspiel. Philharmonie oder die Museen dabei eine wesentliche Rolle spielen.

Die schwierigste Aufgabe, die es zu schultern gilt, wird aber seiner Meinung nach die finanzielle Situation nach 2010 sein. Es müsse darum gehen, das, was von und für die Kulturhauptstadt geschaffen wurde, substantiell zu erhalten. „Wir haben im Ruhrgebiet etwa 30 Jahre gebraucht, die kulturelle Identität zu erarbeiten, die gilt es nun zu erhalten.“ Dabei seien viele Institute zu Botschaftern der Stadt nach außen geworden. Wie man künftig aber vor allem die großen Häuser stärken könne, dass sie weiter auch von außen wahrgenommen würden, darüber will Bomheuer bald mit den Intendanten sprechen. Ob an überhaupt noch sparen könne, ohne signifikanten Qualitätsverlust, das müsse man sich genauestens ansehen.

Kooperationen oder Fusionen

Ob Kooperationen oder Fusionen einzelner Sparten oder Häuser eine Chance seien? Da zeigte sich der Dezernent eher abwartend-skeptisch. Es müsse erst einmal darum gehen, die künstlerische Vielfalt der Region auf hohem Niveau zu erhalten. Eine Oper oder eine Philharmonie für das Ruhrgebiet hält Bomheuer jedenfalls nicht für sinnvoll. Die Vielfalt sei das Spannende dieser Region. Aber wenn man die vielleicht durch gemeinsame Produktionen stärken und verbessern könne, dann müsse man auf jeden Fall darüber nachdenken. Da habe zum Beispiel Philharmonie-Intendant Johannes Bultmann schon gute Gedanken formuliert.

Auf den integrierenden Aspekt seiner künftigen Arbeit als Dezernent lenkt Andreas Bomheuer wiederholt besonderes Augenmerk. „Kultur ist nicht nur Kunst, sondern zugleich auch ein Normen- und Wertesystem, innerhalb dessen die Kunst ihre Position hat.“ Denn Integration in eine Gesellschaft sei eben nicht nur Sozialpolitik.