Essen-Kettwig. Der Informatiker Jonathan Salim plant drahtloses Internet für die Kettwiger Altstadt. Die Pläne stellt er der Wirtschaftsförderung vor und sucht noch Standorte für die Antennen. Der 48-Jährige hat Erfahung mit dem Netz: Gerade erst hat er das deutsche Haus bei Olympia in Sotschi verkabelt.
Seit zehn Jahren ist der Informatiker Jonathan Salim weltweit unterwegs, um für gute Kommunikation zu sorgen. Erst vor wenigen Tagen ist er aus Sotschi zurückgekehrt. Dort hatte er gemeinsam mit Kollegen das Deutsche Haus mit Hot Spots ausgerüstet, eine Telefonanlage installiert, Glasfiberkabel verlegt. Als die XXII. Olympischen Spiele begannen, war die Arbeit des Kettwigers erledigt.
Beim Papstbesuch und der Formel 1
Beim Red Bull Race Day war er im Einsatz, bei der Formel 1 in Monaco, beim Papstbesuch 2011, ein Jahr später beim Metal Open Air in Wacken, bei der DTM, beim European Song Contest... Zwischen zehn Tagen und sechs Wochen dauern diese Jobs. Seine Frau und die beiden Kinder sieht er viel zu selten, und „ich möchte auch nicht immer nur auf Baustellen arbeiten. Deshalb beschäftigt sich mein neues Projekt mit dem Stadtteil, in dem ich lebe“, sagt der 48-Jährige.
Sein ehrgeiziger Plan ist schnell formuliert: „Kettwig braucht neue Ideen und auch mehr Besucher. Überall im Ortskern soll es drahtloses und kostenloses Internet geben. Das kann zu einem Kundenmagneten für alle Smartphone und Tabletbesitzer werden“, sagt Salim.
Netz soll abgesichert werden
Geboren ist er in England, sein Vater arbeitete als Elektroingenieur an der University of Oxford. „Als ich 15 war, brachte er einen Computer mit nach Hause, der so groß wie ein Kühlschrank war.“ Heute sind die Computer kleiner, die Möglichkeiten unermesslich groß. Jonathan Salim: „Ich suche jetzt noch sechs Standorte in Kettwig, um die kleinen Antennen aufzustellen, denn bei solch einem geschlossenen Netzwerk ist die Abdeckung am wichtigsten.“ Sein geplantes autonomes Netzwerk biete die Möglichkeit, zielgerichtet lokale Inhalte einzuspeisen.
Und man könne auch alle beliebigen Filter einbauen und Serviceleistungen anbieten und freischalten. Sein großes Vorbild ist übrigens Edward Snowden. Dessen Enthüllungen gaben Einblicke in das Ausmaß der weltweiten Überwachungs- und Spionagepraktiken von US-Diensten. „Mir ist es wichtig, alle Nutzer abzusichern. Und deshalb ist der Datenverkehr auch komplett verschlüsselt.“ Um sein Stadtteilprojekt schnell auf den Weg zu bringen, wird er es Anfang März der Essener Wirtschaftsförderung vorstellen.
Der zentrale Server steht schon, das erste Jahr will Jonathan Salim selbst finanzieren. Dann sieht er noch einen kleinen, schwarzen Kasten aus der Tasche. Ein 3G-Modem und ein drahtloser Hotspot in einem. „Das ist für den mobilen Einsatz gedacht“, sagt er und nennt als Beispiel, „dass man sich so den jeweiligen Standort des Bürgerbusses anschauen kann“. Ein weiterer Plan: „Ich würde gern an einer Schule ein geschlossenes Netz einrichten. So kann man das Internet zu Bildungszwecken zurückgewinnen. Die Schule selbst bestimmt die Inhalte.“