Sotschi. Die Olympischen Winterspiele in Sotschi wurden von Kritik begleitet wie wenige zuvor. Die Athleten finden sie wegen der optimalen Rahmenbedingungen für den Sport dennoch prima. Einige Sportler sprechen von einem “gigantischen Eindruck“.
So schlimm war das doch gar nicht! Im Gegenteil. Die deutschen Athleten stimmen zum Olympia-Ende im Chor ein Loblied auf die vor Beginn höchst umstrittenen XXII. Winterspiele in Sotschi an. "Man hat im Vorfeld viel Negatives gehört. Für mich sind es aber die schönsten Spiele, die es gab", urteilte der Nordische Kombinierer Björn Kircheisen, der seit 2002 zum vierten Mal bei Olympia startet.
Ebenso positiv erlebte die Langläuferin Steffi Böhler das Geschehen im Kaukasus und an der Schwarzmeer-Küste: "Uns fehlt es an nichts." Claudia Nystad, die mit ihr Staffel-Bronze holte, pflichtete ihr bei: "Sotschi hat sich für uns Langläufer in schönstem Sonnenschein und mit gut organisierten Wettkämpfen präsentiert. Ich hab' die Spiele ohne Sorgen genossen."
Eiskunstläufer Peter Liebers beeindruckt
Beeindruckt war auch der Eiskunstläufer Peter Liebers bei seinem Olympia-Einstand. "Der Eindruck ist gigantisch. Bis auf ein paar Kleinigkeiten sind es für mich sehr positive, sehr schöne Spiele", meinte der Student der Biotechnologie. "Für uns war es hier ziemlich unkompliziert und entspannt", sagte Andreas Wank, der Olympiasieger mit dem Skisprung-Team. "Echt schön, wir können nichts Negatives berichten. Die Russen haben voll Gas gegeben." Dies sieht auch die erste Skisprung-Olympiasiegerin der Frauen so. "Alles ist super, ich fühle mich rundum wohl", bekundete Carina Vogt.
Kurze Wege, exzellente Sportstätten und Sicherheitsmaßnahmen, die nichts Bedrückendes haben, sind die Pluspunkte für die Sportler. "Das Beeindruckende war, wie sicher man sich hier fühlte und wie wenig man bedrängt wurde", sagte Severin Freund, der wenige Stunden nach Skisprung-Teamgold in die Heimat zurückkehrte und am Donnerstag dennoch froh twitterte: "Home Sweet Home!"
"Alle geben sich brutal viel Mühe"
Überrascht war Natalie Geisenberger von dem Kontrast zwischen dem, was vor den Spielen von Menschenrechtsproblemen über Sicherheit bis hin zu Umweltsünden angeprangert wurde, und dem konkreten Olympia-Erlebnis. "Im Vorfeld haben wir uns schon Gedanken gemacht, weil es viele Baustellen gab", sagte die Rodel-Olympiasiegerin, "aber das hat sich alles revidiert." Alle seien freundlich, "geben sich brutal viel Mühe".
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Dass es Winterspiele sind, bei denen die Sportler im Mittelpunkt stehen, begrüßt der deutsche Athletensprecher Christian Breuer: "Das ist sehr für die Athleten gemacht." Verständnis hat er dafür, dass die Olympioniken während der Tage in Sotschi zu den kritischen Themen zumeist geschwiegen haben. "Wenn man bei den Spielen ist, dann liegt der Fokus auf dem Sport. Man befindet sich in der olympischen Blase", sagte der frühere Eisschnellläufer.
Vom Tisch seien die mit den Sotschi-Spielen verbundenen Themen aber nicht. "Ich wünsche mir, dass sie wieder debattiert werden, wenn Olympia am Sonntag vorbei ist", hofft Breuer. Skisprung-Ass Wank würde das begrüßen: "Vielleicht muss man im Nachhinein darüber nachdenken, ob es soviel Geld wert war." Ein vielsagendes Olympia-Fazit zieht Curler John Jahr. "Ich finde die Spiele zumindest für die Athleten sehr gelungen", sagte der 48-jährige Hamburger. (dpa)