Essen-Kettwig. Kein Denkmalschutz für die Villa Ruhnau in Kettwig. Appell der Anlieger an die Politik: Alternative Nutzungskonzepte anstelle von Luxusbauten.
Nachdem bekannt wurde, dass die Villa Ruhnau nicht unter Denkmalschutz gestellt wird, äußert der Nachbarschaftskreis Bögelsknappen sein Entsetzen über die Vorgehensweise der Stadt. Die vom Nachbarschaftskreis gestellten Anträge seien „einfach weggewischt“ worden.
Bereits am 14. November 2019 habe der Nachbarschaftskreis Schutz für das historische Ensemble in Kettwig beantragt: bei der Essener Denkmalbehörde, beim Landschaftsverband Rheinland und im Dezember bei der Bezirksregierung Düsseldorf.
Der von vielen Nachbarn unterzeichnete Antrag forderte eine ergebnisoffene Prüfung der Denkmalwürde, da nach Ansicht der Anwohner Behörden und Eigentümer „inaktiv waren und ein öffentliches Interesse vorliegt“. Für diesen Antrag sei fachliche Beratung eingeholt worden. Von keiner Behörde hätten sie die Antwort erhalten, dass sie nicht zur Antragstellung berechtigt seien.
Als Beteiligte am Verfahren ausgeschlossen
Über die Anträge informierten sie Politik und Verwaltung beim „Runden Tisch“ am 19. November. Im Januar 2020 erfolgte ein Ortstermin. Die in der Pressemitteilung der Stadt Essen vom 14. Mai auftauchende Formulierung von einer „konsolidierenden Untersuchung“ lässt die Anwohner nun aufhorchen. „Dieser Begriff legt nahe, dass es dabei primär um die Bestärkung des zuvor nach Aktenlagegefällten Urteils ging. Das ablehnende Votum überrascht daher nicht“, so Yvonne Herfurth vom Nachbarschaftskreis.
„Außerdem sind wir durch dieses Vorgehen als Beteiligte aus dem Verfahren ausgeschlossen. Wir wurden nicht informiert und haben keine Einsicht in die Entscheidungsunterlagen.“ Ob das rechtlich zulässig sei, werde man prüfen. Für die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Votum kündigt der Nachbarschaftskreis an, ebenfalls Fachleute hinzuziehen.
Gegen die Versiegelung von Grünflächen
„Die große Unterschriftenaktion von Oktober 2019 und der Kampf des Nachbarschaftskreises gilt dem Erhalt des ortsbildprägenden Ensembles aus geschichtsträchtiger Architektur und Natur. Denkmalschutz ist dabei nur ein Aspekt“, betont Dorothee Lehmann-Kopp.
Die Einwände richteten sich gegen die geplante massive Bebauung, Versiegelung von Grünflächen, Rodung jahrhundertealten Baumbestandes, Zerstörung von Habitaten zahlreicher Tierarten, Vernichtung von gutem, bezahlbarem Wohnraum zugunsten von Luxusimmobilien und das programmierte Verkehrschaos.
Politik soll von einem „Deal“ mit dem Investor Abstand nehmen
All dies drohe, würde das noch in städtischer Hand befindliche ehemalige Grundstück eines Kindergartens an den Investor verkauft, dem bereits die Villa gehört. Die Nachbarn appellieren dringend an Politik und Verwaltung, von dem im Herbst 2019 bekannt gewordenen „Deal“ zwischen Stadt und Investor im Zusammenhang mit dem Verkauf des hinter der Villa liegenden Grundstücks Abstand zu nehmen.
Stattdessen solle man sich mit alternativen Nutzungskonzepten auseinandersetzen, „die nicht ein solches Maß an Zerstörung zur Folge haben und zu den Gegebenheiten und der Geschichte dieses Ortes passen.“
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