Essen-Kettwig. Die Anwohner am Bögelsknappen fordern von Politik und Verwaltung einen „Runden Tisch“. Denn die historische Villa Ruhnau sei keineswegs gerettet.
Als vollen Erfolg wertet der Nachbarschaftskreis der Villa Ruhnau am Bögelsknappen, der sich gegen eine massive Bebauung des Geländes hinter der historischen Villa wendet, seine Unterschriftenaktion: Von 290 angesprochenen Nachbarn im engsten Umfeld unterzeichneten 280. Doch den Anwohnern sind weitere Details des „Deals“ zwischen der Stadt und dem Investor, der die Villa Ruhnau erwarb, bekannt geworden. Diese ließen darauf schließen, dass der Fortbestand des bekannten Kettwiger Villengebäudes bei einem Verkauf an den Investor nicht für immer gesichert sei – sondern befristet für zehn Jahre. Der Nachbarschaftskreis ist alarmiert und fordert einen „runden Tisch“.
Entscheidung über Verkauf fällt im Ausschuss am 7. November
Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung (ASP) steht am 7. November die Entscheidung an: der Verkauf des städtischen Baugrundstücks hinter der Villa Ruhnau. Dort befand sich bis 2010 eine Kita. Nach einem Brand wurde der Standort aufgegeben, seitdem ist das Grundstück ungenutzt.
Interesse an einem Kauf zeigte der Eigentümer der Villa Ruhnau bereits Anfang 2019. Nachdem die Bezirksvertretung IX Bedenken geäußert hatte, wurde der Verkauf vom ASP im Februar 2019 abgelehnt. Hauptgrund war die Sorge, dass es bei einer Neubebauung beider Grundstücke zu einem Verlust der historischen, aber nicht denkmalgeschützten Villa kommen könnte.
Anwohner befürchten Verkehrskollaps am Bögelsknappen
In der Zwischenzeit haben Gespräche zwischen Investor und Vertretern von Stadt und Politik stattgefunden. In einem dieser Redaktion vorliegenden Verwaltungspapier gibt es nun einen Beschlussvorschlag für den Verkauf, der am 7. November in nicht-öffentlicher Sitzung im ASP entschieden wird. Darin steht zum Thema Erhalt der
Villa u.a der Satz „Die Befristung erfolgt für zehn Jahre ab Fertigstellung des Gesamtkonzeptes“.
Neben einem programmierten Verkehrskollaps angesichts der geplanten Maximalbebauung durch eine nahezu Verdoppelung der Wohneinheiten am Bögelsknappen sehen die Anwohner vor allem das Ensemble aus historischem Gebäude und Natur in Gefahr. Es seien bereits jetzt dramatische Eingriffe in die historische Gestalt vorgesehen, teilt der Nachbarschaftskreis mit: Der geplante Abriss des hinteren Gebäudeteils vernichte rund die Hälfte der Grundfläche des Gesamtgebäudes. „800 Quadratmeter guter, bezahlbarer Wohnraum werden abgerissen.“ Das „amputierte“ Vorderhaus werde erheblichen baulichen Maßnahmen unterzogen werden.
Tiefgarageneinfahrt Ecke Hauptstraße/Bögelsknappen geplant
„Im Gegenzug zu einem befristeten Teilerhalt der Villa darf der Investor massive Neubauten errichten. Der Deal wird als Rettung der Villa Ruhnau angepriesen. Dies ist jedoch keineswegs der Fall“, schreiben die Anwohner. Sie sind entsetzt über den Plan, die Tiefgarageneinfahrt an der Ecke Bögelsknappen/Hauptstraße zu platzieren.
„Für die Tiefgarage und die Maximalbebauung mit 3000 Quadratmetern neuer Wohnfläche sollen sämtliche, teils jahrhundertealte Bäume auf dem Grundstück vernichtet werden.“ Bislang habe die Stadt wegen der Kostbarkeit des Baumbestandes sogar Einwände gegen einen Beschnitt aus Sicherheitsgründen gehabt. „Die totale Zerstörung wertvollen Baumbestandes soll jedoch der ASP nun zugunsten von Luxusimmobilien billigend durchwinken“, kritisieren die Anwohner.
Für das Baugrundstück gilt ein Einfügungsgebot
Die planungsrechtliche Situation des hinteren Baugrundstücks Bögelsknappen 1: Es liegt innerhalb eines im Zusammenhang bebauten Ortsteils gemäß § 34 Baugesetzbuch. Es gibt keinen Bebauungsplan, so gilt lediglich ein Einfügungsgebot für Neubauten.
Zur Sprache kommt das Thema Villa Ruhnau vielleicht am Montag, 4. November, im Rathaus Kettwig, Bürgermeister-Fiedler-Platz 1. Ab 18 Uhr findet der Bürgerdialog mit Oberbürgermeister Thomas Kufen statt. Anmeldungen sind nicht erforderlich..
Anwohner fordern „Runden Tisch“ mit allen Beteiligten
Und monieren, dass es kein öffentliches Bieterverfahren gegeben habe. „Als Begründung ist zu hören, dass die Zuwegung zum hinteren Grundstück ausschließlich über das Grundstück des Vorderhauses führe. Dies trifft aber nicht zu; eine alternative Zuwegung ist durchaus möglich“, meint der Nachbarschaftskreis.
Er appelliert an den ASP: „Wir fordern Offenlegung und Transparenz für die Planungen am Bögelsknappen und ein öffentliches Bieterverfahren für das hintere Grundstück.“ Der Nachbarschaftskreis schlägt deshalb einen „Runden Tisch“ mit allen Beteiligten vor, um eine Lösung zu finden.
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