essen-Kettwig. . Das Projekt Icktener Straße ist umstritten. Nicht nur Anwohner kritisieren die Bebauung der ehemaligen Tennisanlage. Auch die Politik zweifelt.
Es bleibt schwierig. Mit dem Wohnbauprojekt Icktener Straße auf der ehemaligen Tennisanlage will so recht keiner warm werden. Die Umwandlung des Landschaftsschutzgebietes in Bauland rief schon vor zwei Jahren Anwohner auf den Plan. Die dann gegründete IG Ickten begleitet das Verfahren seither mit Protesten und viel Kritik. Gegenwind bekam das Vorhaben nicht nur vom Beirat der Unteren Naturschutzbehörde, sondern am Dienstag auch erneut von der Bezirksvertretung IX.
Laut Tagesordnung sollten die Ortspolitiker gegen die Offenlage des Bebauungsplans keine Bedenken erheben. Doch daraus wurde nichts. Die Abstimmung endete in einer Pattsituation. Und bei Stimmengleichheit gilt die Vorlage als abgelehnt. Acht Ja-Stimmen von der CDU standen acht Ablehnungen von SPD, Grünen und Linkspartei gegenüber – dazu kamen jeweils eine Ja- und eine Nein-Stimme von der Bürgerlich Liberalen Fraktion, die sich in diesem Punkt nicht einig war.
Bezirksbürgermeister nimmt an Abstimmung nicht teil
Bei diesem 9:9 hätte die Stimme von Bezirksbürgermeister Michael Bonmann letztendlich den Ausschlag gegeben, doch der CDU-Politiker hatte kurz nach Beginn der Sitzung für einen kleinen Eklat gesorgt und sich aus der Diskussion um die drei Bebauungspläne, die verhandelt werden sollten, zurückgezogen.
Neben der Icktener Straße standen noch die B-Pläne Overhammshof/Hammer Straße und Frielingsdorfweg/Brostweg auf der Tagesordnung. Für Bonmann zuviel der Vorlagen, denn „wir haben dieses dicke Paket von 400 Seiten erst vor zehn Tagen bekommen. Und das ist eine Zumutung. Ich konnte mich nicht ausreichend informieren, nehme also nicht teil und stimme nicht ab.“ Sprach’s und suchte sich einen Platz im Zuschauerraum.
Volumen ist begrenzt, ein Gebäude statt drei Gebäuden
Seine BV-Kolleginnen und Kollegen hielten allerdings an der Tagesordnung fest. „Der Ausschuss für Stadtplanung entscheidet am 4. April. Dann sollte das Votum aus Kettwig vorliegen“, begründet Daniel Behmenburg, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der BV IX.
Also freie Bahn für Andreas Müller vom Amt für Stadtplanung und Bauordnung, der die B-Pläne an diesem Nachmittag vorstellte und im Fall des Projektes Icktener Straße für die Umsetzung der Pläne warb. „Ich finde, das ist eine verträgliche Lösung, die sich in die Umgebung einpassen kann.“ Statt eines einzigen Gebäudes für bis zu 25 Wohneinheiten, habe man dort jetzt „drei solitäre Gebäude vorgesehen, die mit Abständen, durch die man durchschauen kann, gebaut werden sollen“. Außerdem sei bei der aktuellen Planung das Volumen begrenzt und das Projekt habe von der Icktener Straße aus auch nur ein zweigeschossiges Erscheinungsbild.
Die modifizierten Pläne können nicht überzeugen
Alle Einwände zu diesem B-Plan und auch zur parallel laufenden Änderung des Regionalen Flächennutzungsplan habe man eingesammelt, bei den Stellungnahmen berücksichtigt und alles gutachterlich untersuchen lassen.
Doch auch die modifizierten Pläne konnten nicht alle Mitglieder BV überzeugen, wie das anschließende Abstimmungsergebnis zeigte. Anna Leipprand von den Grünen: „Wir wollen diese Bebauung nicht haben und bleiben auch jetzt dabei. Es ist schlicht der Verlust einer schutzwürdigen Fläche.“ Und auch Ulla Lötzer von den Linken kritisiert das Vorhaben, denn es sei „viel Aufwand für wenig Ergebnis“. Auch die Bedenken der SPD-Fraktion konnte Andreas Müller nicht entkräften. Daniel Behmenburg: „Gerade das parallel laufenden Verfahren zur RFNP-Änderungen überfordert sogar Menschen, die sich viel damit beschäftigen. Wir betrachten das alles immer noch kritisch.“
Verwaltung kann die Kritik nicht teilen
Die Kritik kann Andreas Müller allerdings nicht teilen. „Bei der Umsetzung würden wir ein bisschen Landschaftsschutzgebiet verlieren. Gerade mal 0,7 von 122 Hektar.“ Und der Artenschutz sei an dieser Stelle überhaupt kein Problem. Ein bisschen zynisch sein Argument: „Die wenigsten Arten spielen Tennis.“
>>ASP entscheidet über Offenlegung
- Am 4. April wird der Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung über die Offenlegung des Bebauungsplan Icktener Straße (ehemalige Tennisanlage) entscheiden.
- Bei einem positiven Entscheid wird die Offenlage dann vom 29. April bis 28. Mai erfolgen.
- Die Voraussetzung für die Umsetzung des Bebauungsplans ist eine Änderung des Regionalen Flächennutzungsplans – die ist allerdings bislang noch nicht erfolgt.