Essen-Fischlaken. . In Fischlaken wird im Januar 2016 die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge ihren Betrieb aufnehmen. Ein Gespräch mit den künftigen Nachbarn.

800 Flüchtlinge können ab Januar 2016 in der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) des Landes an der Hammer Straße aufgenommen werden.

Die Arbeiten gehen zügig voran, der Innenausbau hat begonnen. Die Nachbarn der künftigen Flüchtlingsunterkunft machen sich Gedanken, haben Sorgen, Befürchtungen. Ihre Namen wollen sie nicht nennen - reden wollen sie trotzdem.

Der Bogen spannt sich vom Unbehagen und Beunruhigung bis zur Zuversicht und Abwarten auf das, was kommen wird. Eine Anwohnerin der Gemarkung Fischlaken in Werden-Hamm erzählt: „Vor Jahren hatten wir Asylanten im Kutel, die länger geblieben sind. Eine unbegründete, durch nichts bestätigte Angst hatten wir.“ Aber nichts Böses sei eingetroffen. „Im Gegenteil, noch heute kommen ehemalige Asylanten vorbei, die in der näheren Umgebung wohnen.“

Sie hoffe, dass auch diesmal alles gut ablaufe. Wenn Rechtsradikale kommen, gehe sie davon aus, dass sie vor dem Gelände und nicht in ihrer Straße auftreten. Unangenehm wäre es ihr, wenn Schlepper mit ihren Fahrzeugen die Menschen einfach wild in der Gegend absetzten, „obwohl die einem nichts tun.“

„Uns sind die Hände gebunden"

Bis jetzt sehe sie alles ganz entspannt, betont eine andere Nachbarin: „Ich kann doch noch nicht sagen, was kommt oder gar nicht eintreten wird“, gibt sie zu bedenken. „Was sollen wir uns Gedanken machen? Wir nehmen die Notleidenden auf und hoffen, von der rechten Szene verschont zu bleiben“, sagt die Gesprächspartnerin lapidar. Früher haben die Asylanten keinen belastet, deshalb sei man jetzt neutral und habe weder vor ihnen noch vor den Neonazis Angst, sagen drei Bewohner der Hammer Straße.

„Uns sind die Hände gebunden, wir müssen der Dinge harren, die auf uns zukommen“, berichtet etwas resignierend das Ehepaar und die Nachbarin im persönlichen Gespräch. „Früher hatten wir eine Interessengemeinschaft, die sich um das Projekt und den Austausch mit der Stadt gekümmert hat. Doch die Zeit ist vorbei, die früheren Initiatoren sind verstorben.“

Grundsätzlich sei man aber der Meinung, dass „geholfen“ werden müsse, betonen die Frauen. Wirkliche Angst beschleiche sie nicht, „wohl aber ein ungutes Gefühl und eine Unsicherheit“, hebt der Hausherr hervor. Er wägt seine Worte ab und begründet: „Wir wollen nicht durch etwaige Missverständnisse in eine bestimmte Ecke gedrängt werden.“

Flüchtlingsinitiative biete Ansprechpartner

Fakten und Gedanken nennt er. Um 22 Uhr gehe das Laternenlicht auf der Hammer Straße aus, „dann kann man die Hand vor Augen nicht mehr sehen“. Außerdem werde der schmale, kurvenreiche und holprige Verbindungsweg nach Kupferdreh noch mehr belastet. „Motorrad-Raser und Autoverkehr verbreiten durch die eingebauten ‚Hopser’ schon genug Lärm.“ Es gibt nur einen schmalen, ungepflegten Bürgersteig auf einer Seite der Straße, die sich durch den Wildwuchs der Sträucher noch mehr verengt.“

Flüchtlinge in DeutschlandZusätzliche Busse müssen unbedingt eingesetzt werden. „Wird es gut gehen, wenn Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft und verschiedener Glaubensrichtung auf engem Raum zusammen leben? Was wird aus der Finanzsituation, wenn sich die derzeitige Hochkonjunktur in ihr Gegenteil verkehrt? Werden Terroristen eingeschleust?“

Die Menschen machen sich Gedanken. Viele Gedanken. Und sie werden damit auch nicht allein gelassen. In der Flüchtlingsinitiative „Werden hilft“ finden sie kompetente Ansprechpartner, die ihre Sorgen ernst nehmen, und die in ständigem Austausch mit der Stadt und der zuständigen Bezirksregierung stehen.