Essen-Kettwig/Borbeck/Steele. In Kettwig wird nach mehreren Einbrüchen der Ruf nach einer Dauerbesetzung der Polizeistation laut. Dabei gingen Fallzahlen bis November insgesamt zurück

In Kettwig häufen sich die Einbrüche – zumindest haben die Bürger ganz subjektiv dieses Gefühl. Vergangene Woche war das Bürgerzentrum Alter Bahnhof zum dritten Mal das Ziel von Einbrechern. Mit brachialer Gewalt hebelten sie ein Fenster auf, zerstörten elf Türen – die Beute waren eine Wechselkasse und zwei CD-Player. In der gleichen Nacht wurde in die Pitstop-Zentrale, eine Kita, ein Fitnessstudio und ein Privathaus eingebrochen.

Dass die Polizeiwache an der Hauptstraße nicht rund um die Uhr und an Wochenenden gar nicht besetzt ist, sorgt für viel Unmut. In einer E-Mail schreibt Leser Burghard Settner: „Die Verlautbarung der Polizei, dass in Kettwig nicht mehr und nicht weniger eingebrochen wird, soll wohl der Beruhigung der Bürger dienen. Die Forderung nach einer Dauerbesetzung der Polizeistation muss eine breitere Basis erhalten, damit sie umgesetzt wird.“ Am Unterlehberg sei eingebrochen worden, obwohl eine alte Dame mit ihrer Tochter im Haus war. Settner: „Der Ruf nach Bürgerwehren wird nicht lange auf sich warten lassen.“

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Ruf nach Bürgerwehren

Auch in Steele und Borbeck hatte die im Frühjahr umgesetzte Schließung der Polizeiwachen nachts und an den Wochenenden für Wirbel gesorgt. Auch dort wurden Stellen umgeschichtet, die Beamten mit Krads auf mobile Streife geschickt. „Doch die Versprechen von damals, mit einer größeren Kradstaffel mehr Präsenz zu zeigen, wurden nicht eingehalten. Inzwischen wurde der Fahrzeugpark, und damit auch der Kradstaffel, verkleinert“, sieht Ulrich Schulte-Wieschen, SPD-Fraktionssprecher in der Bezirksvertretung IV (Borbeck), seine Befürchtungen im Nachhinein bestätigt. Anders als Bezirksbürgermeister Helmut Kehlbreier (SPD) habe er aus der Bevölkerung und von Fraktionsmitgliedern seit dem Sommer schon mehrere Beschwerden gehört, dass die Polizei nach einem Anruf zu langsam am Tatort erscheine. „Einmal kam sie so spät, dass der Einbrecher schon weg war“, gibt er eine Klage weiter.

Die Polizei widerspricht dieser Darstellung, die Schließung habe nach bisheriger Kenntnis keine Auswirkung auf die Einsatzreaktionszeiten, so Sprecherin Tanja Hagelüken. Endgültig Bilanz ziehen wolle man erst nach einem Jahr. Grundsätzlich sei aber eine positive Tendenz zu erkennen: Mit Stand Ende November sanken die Einbruchszahlen in Essen-Süd – Kettwig und Werden eingeschlossen – im Vorjahresvergleich um zehn Prozent. Im Bezirk Mitte, zu dem auch Steele gehört, sanken die Fallzahlen sogar um 15 Prozent. Im Norden verzeichnete die Polizei zwar einen Anstieg von insgesamt 20 Prozent. „Das lag aber an einer Serie von Einbrüchen im Sommer. Der Täter konnte gefasst werden“, so Hagelüken. Insgesamt sei die Umschichtung der Stellen sinnvoll, das Personal könne so besser für Schwerpunktaktionen, etwa zur Wohnungseinbruchs-Kriminalität eingesetzt werden. „Die Präsenz der mobilen Kollegen wird wahrgenommen“, widerspricht Hagelüken der Darstellung von Ulrich Schulte-Wieschen. (mit rh, JeS)