Marl/Essen. .
Vater und Tochter aus Marl müssen sich wegen versuchten Totschlags vor dem Essener Schwurgericht verantworten. Sie sollen in einem Wettbüro mit einem Komplizen einen Mann misshandelt haben, weil dieser Kontakt zu der Frau suchte.
Ist es eine Tat, die an die „Ehrenmorde“ erinnert? Oder schlicht Selbstjustiz gegen einen aufdringlichen Stalker? Für die Staatsanwaltschaft ist es ein versuchter Totschlag in einem Marler Wettbüro, den das Essener Schwurgericht seit Mittwoch aufklären will.
Angeklagt sind Vater und Tochter, Besir D. (63) und Namat D. (23), sowie Ahmad O. (29). Alle kommen aus der Marler Innenstadt, sind Libanesen oder Türken. Auch das Opfer ist offenbar Muslim. Laut Anklage widerstrebte es den Angeklagten, dass das spätere Opfer versuchte, zu der 23-Jährigen Kontakt aufzunehmen. Der Hintergrund ist nicht eindeutig. Das Opfer erzählte später der Polizei, die Beziehung habe bereits bestanden. Die Angeklagten erzählten dagegen in der Vergangenheit, der Mann sei ein Stalker, habe die 23-Jährige belästigt und ihr am Tattag aufgelauert.
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Konkreter ist die eigentliche Tat, deren Ablauf von einer Videokamera festgehalten wurde. Angebracht ist sie in einem Wettbüro an der Bergstraße. Sie zeigt, wie die beiden Männer und die Frau am 26. November vergangenen Jahres um 16.35 Uhr in den Laden gehen und relativ unvermittelt ihr Opfer angreifen. Ahmad O. soll die Tat als Erster ausgeführt haben. Zu sehen ist ein Mann, der mit einem Teleskopschläger kräftig auf sein Opfer einschlägt und ihn am Kopf trifft. Als das Opfer ihm den Schlagstock entreißt, zückt er plötzlich ein Messer. Wuchtig, so die Anklage, sticht er auf Kopf und Oberkörper des Opfers ein. Gleichzeitig nähert sich der 63 Jahre Besir D., haut mit einem Baseballschläger auf dessen Kopf, so dass das Opfer zu Boden geht.
Es wird weiter gestochen und getreten. Die 23-jährige Namat D. steht direkt dahinter, hält ein Pfefferspray in der Hand. Laut Anklage will sie damit die anderen Gäste in Schach halten. Schließlich gelingt es den Umstehenden, die drei Angeklagten heraus zu drängen. Doch Besir D. kommt noch zweimal ins Wettbüro, tritt jeweils auf den am Boden Liegenden ein. Laut Anklage haben die Angeklagten „den Tod des Opfers zumindest billigend in Kauf genommen“. Vor dem Schwurgericht wollen sich die Männer an einem späteren Prozesstag über ihre Anwälte Siegmund und Burkhard Benecken äußern. Seine Mandantin Namat D., so kündigte ihr Verteidiger Hans Reinhardt an, werde sich am nächsten Dienstag selbst zu den Vorwürfen äußern.