Bochum/Recklinghausen. .
Über drei Jahre Haft für Steuerhinterziehung
Legere Kleidung, freundlicher Blick: Kein Wunder, dass der 27-jährige Autohändler aus Recklinghausen-Süd ein gern gesehener Geschäftspartner war. Nur ehrlich war er nicht. Gestern wurde er in Bochum wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt.
Die Umsätze bewegten sich im Millionenbereich – die Steuerschulden offenbar auch. Als die Ermittler die Geschäftsbücher des Angeklagten das erste Mal unter die Lupe nahmen, gingen sie von Schwindel erregenden 1,8 Millionen Euro hinterzogenen Steuern aus. Doch nicht alles floss am Ende in das Urteil ein. Vor dem Bochumer Landgericht war gestern allerdings immer noch von rund 820 000 Euro die Rede.
Der Angeklagte hatte mit vorgetäuschten Auslands-Geschäften groß abkassiert. Er bestellte Neuwagen, die offiziell ins europäische Ausland exportiert werden sollten. Unter anderem nach Holland, Tschechien und auch nach Litauen. Dadurch fiel beim Kauf keine Umsatzsteuer an. Tatsächlich sollen die Wagen das Ruhrgebiet aber nie verlassen haben. Recklinghausen oder Bochum: Die Autos wurden immer nur über wenige Kilometer bewegt und dann weiterverkauft.
Eine besondere Vorliebe hatte der 27-Jährige nicht. Vom Kleinwagen bis zum Porsche: Der Recklinghäuser hatte die gesamte Bandbreite im Angebot. Die illegalen Steuertricks waren nach einer Sonderprüfung der Finanzfahnder aufgefallen. Die Firmensitze im Ausland waren frei erfunden. Zur Täuschung der Behörden war außerdem noch eine Luxemburger Buchhaltungsfirma eingeschaltet.
Sechs Monate hatte der Recklinghäuser in U-Haft gesessen, gestern durfte er das Gericht als freier Mann verlassen. Der eigentliche Strafantritt beginnt dann erst in einigen Wochen.
Was der 27-Jährige nach der Haft vorhat? Er will der Autobranche auf jeden Fall treu bleiben. Dazu Richter Volker Talarowski: „Gucken Sie dabei aber nicht nur auf den schnellen, sondern eher auf den sicheren Euro.“