Essen. .

Fast wie im richtigen Geschäftsleben agierten die zwei Brüder aus Bingöl. Nur legal war ihr Treiben im Essener Norden nicht. Vor dem Landgericht kassierte am Montag Mehmet B. (26) drei Jahre und neun Monate Haft für seinen Drogenhandel.

Seinen jüngeren Bruder, 21 Jahre alt, verurteilte die VI. Strafkammer wegen Beihilfe zu zwei Jahren und neun Monaten Gefängnis. Er war erst kurz vor den Taten im November 2010 nach Deutschland gekommen.

Was er im Oktober bei der Einreise nicht wusste: Die Polizei hatte nach einem Tipp seinen älteren Bruder ins Vi­sier genommen. Er sollte He­roin verkaufen, das eine Familie aus den Niederlanden ins Ruhrgebiet schmuggelte, hieß es. Die Fahnder hörten Telefonate ab und merkten schnell, dass Me­hmet B. in einem Café Be­stel­lungen der Kunden an­nahm. „Öffnungszeiten“ gab es zwischen 11 und 17 Uhr. Mit „Kadir“ redeten sie ihn an, bestellten zur Tarnung „Kaffee“ oder „Kaffeetrinken“. Gemeint war aber He­roin, denn Mehmet B. gab die Be­stellungen an den für den Endverkauf zuständigen Mittäter weiter. Dieser ging zu Erddepots, wo Hintermänner täglich 75 Gramm Heroin, marktgängig aufgeteilt in Zehn-Gramm-Bobbels, verbuddelten. Anfangs lagerten die Drogenhändler den Stoff in einem Depot in der Grünanlage „Alte Landstraße“ in Karnap.

„Ich lüge nicht“

Am 17. November kontrollierte die Polizei die Kunden, nachdem diese gekauft hatten. Prompt bauten die Händler ein neues Erddepot an der Schurenbachhalde in Altenessen auf. Schon einen Tag später lief das Geschäft wieder, zwölf Kunden bestellte Mehmet B. zum neuen Ort. Wenige Tage sah die Polizei noch zu, dann nahm sie die Brüder fest. Vor Gericht gestanden beide die Tat. Er habe Arbeit angeboten bekommen und anfangs gar nicht gewusst, dass er Rauschgiftgeschäfte vermittele, erzählte Mehmet B. und versicherte: „Alles, was ich erzähle, ist die Wahrheit. Ich lüge nicht.“ Er sei von den Hintermännern auch mit einer Schusswaffe bedroht worden, sagte er noch, bevor er sich beim Gericht dreimal entschuldigte.