Gelsenkirchen. Acht Angeklagte müssen sich vor dem Essener Landgericht wegen Drogenhandels verantworten. An der Spitze der Gruppe soll laut Staatsanwaltschaft eine Mutter aus Gelsenkirchen gestanden haben. Sie soll den eigenen Sohn mit Heroin versorgt haben.

„Sie können es sich nicht vorstellen drei Kinder zu haben, die drogenabhängig sind“, schluchzt die Angeklagte aus Gelsenkirchen und atmet schwer, als sie ihre Aussage macht. Die 54-Jährige soll an der Spitze einer Gelsenkirchener Drogenbande gestanden haben. Sie gehört zu den acht Angeklagten, darunter sechs Frauen, die sich deshalb vor dem Essener Landgericht verantworten müssen. Im Zeitraum Juli bis September 2010 sollen sie in wechselnder Beteiligung feste Kundenstämme beliefert haben. Die 54-Jährige war laut Staatsanwaltschaft für Bestellung, Aufteilung und Abrechnung der Drogen verantwortlich. Es geht um 3,5 Kilo, hauptsächlich Heroin (die WAZ berichtete).

"20 für ihn, 30 Gramm weiterverkauft"

„Ich hab nicht konsumiert“, sagt die 54-Jährige. Durch einen ihrer Söhne sei sie in Kontakt mit der Szene gekommen. „Ich habe meinen Sohn schon 2009 mit Heroin versorgt“, erzählt sie weiter. Sie habe ihm Geld gegeben, damit er nicht „ klauen geht.“ Sie weint, berichtet von ihren finanziellen Problemen damals und ihren Sorgen, als das Geld knapper geworden sei: „Ich weiß nicht, wie ich es alles schaffen soll.“ Offenbar fand die Mutter ihre Lösung. Sie stieg ins Drogengeschäft ein. Als Beispiel schildert die 54-Jährige den Einkauf von 50 Gramm. Davon habe sie ihrem Sohn 20 gegeben und 30 Gramm weiterverkauft. Dadurch habe sie Geld für einen neuen Einkauf gehabt. Die 54-Jährige berichtet auch davon, dass sie mit ihrem Sohn in die Klinik gegangen sei und er am Methadon-Programm teilgenommen habe.

„Meine Mutter wollte nicht, dass ich das mache“

Der Sohn sitzt ebenfalls auf der Anklagebank. Der 35-Jährige konsumierte nicht nur, sondern stieg auch ins Geschäft ein. „Meine Mutter wollte nicht, dass ich das mache“, sagt er einerseits, berichtet andererseits aber davon, dass er ihr einen Kunden brachte. Auch die übrigen Angeklagten sind weitgehend geständig. Abstriche machen sie allerdings gerne, wenn es um Hintergrundwissen geht, um Menge der Drogen und Vielzahl der Fälle.