Essen./Marl. . Der Vorwurf ist massiv. Rund 500 Mal soll der 47-Jährige in Marl seine zu Beginn der Taten sechs Jahre alte Tochter sexuell missbraucht haben. Doch der Recklinghäuser bestreitet die Vorwürfe vor dem Landgericht Essen.

„Meine Frau benutzt meine Tochter, um mich ins Gefängnis zu bringen. Sonst war da nichts“, behauptet er am Montag vor der V. Jugendschutzkammer. Was denn der Grund für die falsche Anschuldigung sein könne, will Richterin Luise Nünning von ihm wissen. „Sie war sauer, weil ich in der Türkei noch einmal geheiratet hatte.“

Misshandlungen sollen über 7 Jahre gelaufen sein

Lange liegen die mutmaßlichen Sexualdelikte zurück. Von August 1996 bis zum November 2003 soll er die heute 20 Jahre alte Tochter missbraucht haben. Es soll im Auto passiert sein. Als sie sechs Jahre alt war, soll er mit ihr in den Wald gefahren sein und an ihrem Geschlechtsteil manipuliert haben. Vier Jahre später, als die Tochter in die fünfte Klasse kam, soll er erstmals den Geschlechtsverkehr im Auto vollzogen haben. Regelmäßig habe er sie auch nachts im Kinderzimmer aufgesucht und missbraucht. Schließlich habe er die 13-Jährige mit in die Diskothek „Old Daddy“ in Haltern genommen. Dort habe er sie mit einem „Kollegen“ zusammengebracht, sei mit beiden in den Wald gefahren und habe sie dem Fremden zum Geschlechtsverkehr überlassen. Danach soll er ihr, wie so oft in früheren Fällen, gedroht haben, damit sie der Mutter nichts erzählt.

Auch eine andere Tochter belastet den Angeklagten

Ob es stimmt? 2006 hatten der Angeklagte und seine Frau sich getrennt. Eine Tante des Mädchens sorgte Ende 2009 dafür, dass die Polizei eingeschaltet wurde. Der Angeklagte, der im Ermittlungsverfahren schwieg, bietet Erklärungen an: Er habe seiner Tochter das Auto fahren in abgelegenen Waldstücken beibringen wollen. Dabei habe sie auf seinem Schoß gesessen und ge­lenkt. Im Kinderzimmer habe er die Kinder abends zugedeckt. „Mehr nicht!“ In der Diskothek sei er auch mit ihr gewesen: „Damit sie sieht, wie es da zugeht.“ Da sei auch ein junger Mann dabei gewesen.

Eine seiner anderen Töchter belastet ihn, erzählt, dass er jeden Abend nur ihre Schwester am Bett gefragt habe, ob sie Durst habe. Jetzt könne sie einordnen, was wirklich war.