Essen-Borbeck. Weil viele Kinder ohne Frühstück zur Schule gehen, kümmert sich der Verein „Zug um Zug“ in Essen-Borbeck um die hungrigen Mägen.

Leere Schulen – leere Mägen: In Zeiten der Corona-Krise leiden besonders Kinder, die zu Hause kein Frühstück bekommen, aber auch nicht zur Schule gehen können. Der Verein „Zug um Zug“ im Bahnhof Borbeck reagiert deshalb und öffnet am kommenden Montag, 27. April, wieder den „Kinder-Ess-Bahnhof“, und zwar vorerst von 9 bis 11 Uhr.

Das Problem ist seit Jahren nicht nur in Essen-Borbeck bekannt

Sozialarbeiter Frank Kampmann kennt das Problem seit Jahren. „Die Kinder kriegen nichts zu knabbern, obwohl die Eltern zu Hause sind. Uns haben deshalb Lehrer gebeten, ob wir nicht etwas machen könnten, weil die Kinder hungrig zum Unterricht kommen.“

Das sei kein spezielles Essener oder gar Borbecker Problem: „Diese Aktion können Sie in jeder Großstadt anbieten, das ist überall so.“

Vor acht Jahren startete der Verein daher seinen „Ess-Bahnhof“. Eine Gruppe von fünf Ehrenamtlichen kommt – jeder an einem Morgen – um 6.30 Uhr in das Café im historischen Bahnhofsgebäude, um Kindern das Frühstück zu bereiten. Organisiert wird alles von Jürgen Klein auf 450-Euro-Basis. Er kauft ein oder holt auch mal Lebensmittel von der Tafel.

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Selbst ist der Mann: Frank Kampmann greift zum Pinsel.
Selbst ist der Mann: Frank Kampmann greift zum Pinsel. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Aktuell darf das Frühstück natürlich nicht im Café eingenommen werden. „Deshalb geben wir Fresspakete heraus, mit Brötchen, Joghurt, Apfel, Schokoriegel und einem Trinkpäckchen“, erklärt Frank Kampmann.

Finanziert wird das unter anderem durch Patenschaften: Mit zehn Euro pro Monat kann einem Kind täglich das Frühstück zubereitet werden.

Weil derzeit die Schule ausfällt, öffnet der Ess-Bahnhof von montags bis samstags erst um 9 Uhr. „Wir haben leider keine Adressen von den Kindern, sonst würde ich sie anrufen und auf den Start aufmerksam machen“, sagt der Sozialarbeiter, wohl wissend, dass manche Eltern ahnungslos sind, wo ihre Kinder frühstücken. Mit Plakaten, über Facebook und über diesen Bericht hofft er nun, seine junge Klientel wieder auf das Frühstücksangebot aufmerksam machen zu können. „Das wird über Mund-zu-Mund-Propaganda wohl klappen“, zeigt er sich optimistisch.

Derweil nutzt er die Corona-Pause, um die holzgetäfelten Räume des Zug-um-Zug-Bahnhof-Cafés zu renovieren. Wann es wieder losgeht, steht ebenso noch nicht fest wie die Fortsetzung des Musicalprojekts. „Wir melden uns, wenn wir wissen, wie und wann es weitergehen kann“, kündigt er an.

Der Borbecker Verein Zug um Zug e. V. ist zu erreichen unter zug-um-zug-ev-de,