Überruhr. . Wo früher der Heizer richtig schuften musste, versorgt heute modernste Technik 800 Haushalte der Siedlung Sonderfeld am Lehmannsbrink in Überruhr mit Energie für Heizung und Warmwasser

Im Heizhaus am Lehmanns Brink schaufelten einst Heizer im Schichtdienst Koks, um die Siedlung Sonderfeld in Überruhr mit Wärme zu versorgen. Heute sorgt dafür an gleicher Stelle ein mit Biogas betriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW). Die Wohnungsgenossenschaft „Gewobau“ fand mit dieser ausgefeilten Art der regenerativen Energiegewinnung die richtige, weil zeitgemäße Antwort auf die Energiewende infolge des Klimawandels.

Energie für 800 Haushalte

Das Blockheizkraftwerk in der Nachbarschaft produziert Heizwärme und Warmwasser für rund 800 Haushalte, aber auch für einen Kindergarten, ein Altenheim sowie ein Einkaufszentrum – und ist damit das Herz der Siedlung Sonderfeld. Und das Ganze hat sogar noch einen willkommenen Nebeneffekt, denn die Anlage produziert nicht nur Heizwärme, sondern zusätzlich noch Strom.

Heizer, das war früher ein schweißtreibender Job. Heute übernimmt diese Aufgabe modernste Technik. Biogas betreibt einen Generator, dessen Abwärme zum Aufheizen von Wasser und für die Wärmeversorgung der Wohnungen genutzt wird. Der dabei produzierte Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist. Mit Kraftwerken wie dem am Lehmanns Brink stärkt die Gewobau die Infrastruktur der Stadt Essen nachhaltig und wird zudem einem erklärten Ziel des Bundes, der dezentralen Energiegewinnung gerecht.

Immer mehr Unternehmen erkennen das Potenzial dieser Technologien, doch die Sache ist noch immer alles andere als billig. So investierte das Wohnungsbauunternehmen rund 650 000 Euro in die Anlage in Überruhr. „Dennoch ist dies eine sinnvolle Investition, die nicht nur die Umwelt schont“, weiß Stephan Klotz, Vorstandsvorsitzender der Gewobau. Schließlich machen auch höhere Energievergütungen für den mit Biogaseinsatz produzierten Strom den Einsatz von Blockheizkraftwerken dieser Art wirtschaftlicher.

Diese Innovation erhielt im vergangenen Jahr den Essener Umweltpreis und bestand zudem die Prüfung durch das Zertifizierungsprogramm „Ökoprofit“ des Umweltamtes – und dies nicht ohne Grund. Im Vergleich zur herkömmlichen Energiegewinnung entlastet die Anlage in Überuhr die Umwelt mit etwa 775 Tonnen CO2 weniger. Für das Blockheizkraftwerk am Lehmanns Brink spricht auch der sehr hohe Gesamtwirkungsgrad, da mehr als 90 Prozent der eingesetzten Primärenergie genutzt werden. Konventionell Anlagen liegen hier deutlich darunter. Rund 7500 Stunden jährlich ist das Kraftwerk in Betrieb, es deckt damit ganzjährig die Grundlast des Wärmebedarfs der angeschlossenen Haushalte und auch der Einrichtungen. Nur in Spitzenzeiten helfen zwei zusätzliche Heizkessel, die noch mit konventionellem Erdgas betrieben werden.

Die Mieter in der Siedlung Sonderfeld hören von all dem übrigens nichts. Denn die Anlage – eine der größten dieser Art in Essen überhaupt – ist mit Spezial-Schalldämpfern ausgerüstet, die dafür sorgen, dass nur effizient produzierte Wärme bei den Bewohnern ankommt.