Essen. Der Eigentümer der Immobilien an der Gladbecker Straße in Essen-Altenessen muss den herumliegenden Sperrmüll nun beseitigen und mehr Mülltonnen aufstellen. Gleichzeitig warnt die Stadt vor zu hohen Erwartungen: „Wir brauchen einen langen Atem, um das Problem in den Griff zu bekommen“.

Die Häuser Gladbecker Straße 305 bis 309 in Altenessen sind Problemhäuser – womöglich sogar die schlimmsten in ganz Essen. Die Besorgnis erregenden Symptome: Müllberge auf dem Hinterhof, verwahrloste Wohnungen, Hinweise auf Überbelegung durch rumänische Zuwanderer und empörte Nachbarn. Wer muss dafür sorgen, dass die dramatischen Missstände beseitigt werden? Unsere Zeitung fragte das Ordnungsdezernat der Stadt und den Hauseigentümer.

„Die Stadt ist bemüht, die Missstände zu beheben, wir sind ja nicht blind“, heißt es im Büro des Ordnungsdezernenten Christian Kromberg. Allerdings wird vor schnellen Erfolgen – „von jetzt auf gleich“ – gewarnt. „Wir müssen das mit einem sehr langen Atem durchziehen“, fügt die Sprecherin hinzu.

Stadt Essen führt Kampf an der Müllfront

Nun, im Kampf an der Müllfront setzt die Stadt insbesondere auf ordnungsrechtliche Verfügungen – adressiert an den Eigentümer, einen in Gelsenkirchen lebenden Unternehmer. Zuerst habe dieser auf Dringen der Stadt die Zahl der Hausmülltonnen spürbar erhöhen müssen. Die Mehrkosten habe er zu tragen.

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Von Pirrko Gohlke und Gerd Niewerth

Weitaus schwieriger sei das Sperrmüllproblem in den Griff zu bekommen. Wie berichtet, türmen sich zur Hövelstraße hin alte Polstergarnituren, demolierte Türen, Möbelstücke und ausgeschlachtete Kühlschränke. Die städtischen Entsorgungsbetriebe könnten den Sperrmüll aber nicht ohne Weiteres abfahren, weil er auf einem Privatgrundstück lagere. Der EBE seien die Hände gebunden, heißt es im Rathaus, weil sie auf Privatareal kein Betretungsrecht besitze. „Wir haben daher den Eigentümer aufgefordert, den Sperrmüll zu beseitigen und geeignete Gegenmaßnahmen zu treffen.“

Noch keine Erfahrung mit Wohnungsaufsichtsgesetz

Der Eigentümer Yalcin Dogan (40), ein erfolgreicher Kaufmann mit türkischen Wurzeln, bestreitet energisch, dass der Sperrmüll allein von seinen Mieter stamme. „Den werfen andere Leute hier einfach ab“, beteuerte er bei einem Ortstermin mit dieser Zeitung. Gleichwohl erwäge er nun, den bislang offenen Hinterhof durch einen zwei Meter hohen Metallzaun abzuriegeln. Problematisch könne allerdings sein, dass die Feuerwehr im Ernstfall dann keine ungehinderte Zufahrt mehr zum Grundstück habe. Grundsätzlich betont Dogan: „Für mich ist wichtig, dass die Mieter pünktlich ihre Miete zahlen und die Häuser sauber halten.“

Ein neuartiges Instrument gegen so genannte Problemhäuser hat die Landesregierung im Frühjahr mit dem Wohnungsaufsichtsgesetz geschaffen. Die Absicht: Eine Kommune soll eine Wohnung in letzter Konsequenz räumen dürfen. Dazu muss sie allerdings nachweisen können, dass die „Funktionsfähigkeit“ solch einer Wohnung nicht mehr gewährleistet ist – etwa weil Gefahr für Leib und Leben sowie gravierende Baumängel bestehen.

Wie scharf diese neue Waffe im Alltag wirklich ist, steht dahin. „Wir haben noch keine Erfahrung mit diesem Gesetz“, sagt die Sprecherin des Ordnungsdezernats.