Essen. Peter van Merk lebt seit Jahrzehnten neben einem Wohnheim in Haarzopf. Er sagt über die Nachbarn: „Mal läuft es besser. Mal schlechter“ - wie jetzt gerade.

Eines möchte Peter van Merk gleich am Anfang klarstellen. „Ich stehe politisch nicht in der rechten Ecke. Ich habe nichts gegen Ausländer.“ Wäre auch irgendwie blöd, denn seit über 50 Jahren hat er Ausländer in der unmittelbaren Nachbarschaft. Wenn ihn die also wirklich stören würden, wäre er längst aus Haarzopf weggezogen.

Peter van Merk wohnt „Am Pothstück“. Wo sein Garten endet, beginnt das Grundstück der Flüchtlingsunterkunft „Auf’m Bögel“. Das erste Gebäude wurde dort in den 1960er Jahren errichtet. Deutsch-Polnische Aussiedler kamen. Und gingen. Dann Deutsch-Russen, die kamen und gingen. „Es gibt Familien von damals, zu denen habe ich bis heute Kontakt“, sagt Peter van Merk. Irgendwann brachte die Stadt in den Häusern Tamilen und Sikhs unter. „Die mochten sich nicht.“ Weitere Flüchtlinge und Asylanten kamen. Und gingen. „Es lief und läuft mal besser, mal schlechter“, sagt Peter van Merk und blickt von der Terrasse über seinen gepflegten Garten hinüber zum weniger gepflegten Heim. Eine Garage, ein Gerätehäuschen und eine hohe Hecke schotten sein Grundstück ab.

Es wurde geschubst und gespuckt

Gerade läuft es für Peter van Merk und seine Nachbarn links und rechts mal wieder schlechter. Manche nennen die Ereignisse Kleinigkeiten, manche Anekdötchen, manche Lappalien. In Summe sind es Ärgernisse, vor allem, wenn man direkter Nachbar der Einrichtung ist.

Da sind der Lärm und die laute Musik in den Abendstunden. „Auf Dauer nervt das, wenn Sie im Garten sitzen“, sagt van Merk. Immer die Polizei rufen? „Nein.“ Er ging die 20 Meter rüber, bat in Ruhe um Ruhe. „Es gab beleidigende Sprüche. Als ich gegangen bin, wurde ich noch geschubst.“

Dann war da die Sache mit dem Auto. Der 60-Jährige kam nach Hause, musste in der Straße anhalten, weil ein Fahrzeug und diskutierende Heimbewohner die Spur blockierten. „Ich habe gewartet. Und dann gebeten, etwas Platz zu machen.“ Ein Straßenblockierer kam zum Auto des 60-Jährigen. Und spuckte auf die Scheibe.

Runder Tisch erlebt "viel Respekt"

Dass die Nachbarn seine offenen Törchen nutzen und durch seinen Garten laufen, daran hat er sich gewöhnt. Dass Kinder mit Steinen die Früchte seines Apfelbaums abschießen - ärgerlich. Die bemalten Garagentore? „Ach, die sollen eh nächstes Jahr lackiert werden.“ Kann passieren, möchte er sagen.

Bernd Brack sind einige der Vorwürfe bekannt. Brack berät den Integrationsrat der Stadt, engagiert sich bei ProAsyl, gehört zum Runden Tisch, der die Flüchtlingsunterkunft „Auf’m Bögel“ betreut. „Wir nehmen die Beschwerden ernst“, sagt er. Er sagt auch: „Wo über 80 Leute auf so engem Raum leben, passiert immer was.“ Brack und die anderen Mitglieder des Runden Tisches sind fast täglich in der Einrichtung. „Wir erleben viel Respekt“, sagt er. Davon würde sich Peter van Merk manchmal etwas mehr wünschen.