„Wie man mit ,so einer’ Firma überhaupt noch zusammenarbeiten kann...?“ – So fragte die Opposition im Landtag gestern kopfschüttelnd mit Blick auf den Essener Flüchtlingsheim-Betreiber „European Homecare“ und die Übergriffe in Burbach. Dort sollen auch Mitarbeiter des Unternehmens von Misshandlungen der Flüchtlinge durch den beauftragten Sicherheitsdienst SKI gewusst und diese sogar ausdrücklich gebilligt haben.
Nur ein extremer Einzelfall? „Nach heutigem Kenntnisstand“ jedenfalls, so beteuerte NRW-Innenminister Ralf Jäger gestern vor dem Innenausschuss des Landtages, könne man dem Betreiber, der auch das Groß-Asyl des Landes im Opti-Gewerbepark sowie vier von der Stadt Essen betriebene Behelfsunterkünfte unter seinen Fittichen hat, nirgends sonst vergleichbare Vorwürfe machen. Vorwürfe, „die das sofortige Aufkündigen des Vertrages rechtlich zulässig erscheinen lassen.“ Immerhin leiste „European Homecare“ seit vielen Jahren anerkannt gute Arbeit, und alternative Betreiber mit vergleichbarer Expertise zu finden, so ließ der Innenminister durchblicken, sei extrem schwer.
Gleichwohl bleibt Skepsis: Wegen vermeintlicher Übergriffe – Körperverletzung, Nötigung, Bedrohung – wird auch in Essen ermittelt, vier Fälle sollen es laut Jäger sein, vier von insgesamt 48 in sieben der 20 Flüchtlingsheimen des Landes. Zehn Verfahren wurden wegen mangelnder Beweise bereits eingestellt, acht wegen geringer Schuld.
Die vier Essener Ermittlungsverfahren laufen noch. Und glaubt man den befragten Flüchtlingen, wussten auch Mitarbeiter von „European Homecare“, dass man hier nicht immer sonderlich zimperlich vorging. So ist die Aussage eines Flüchtlings bei einer Rechtsanwältin protokolliert, nach der Asylbewerber, die Stress machten, die Nacht nicht in ihrem Zimmer, sondern auf der Straße verbringen mussten. Ob sich dies beweisen lässt, bleibt offen.
Immerhin, selbst von den Grünen wurde gestern der Eindruck vermittelt, „dass von ,European Homecare’ einiges verschleiert wird“. Wer was wann wusste, wird sich zeigen: Die Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen den Geschäftsführer.