Essen. Logistic Services Essen (LSE) betreibt in Steele ein riesiges Hochregallager für Tiefkühlprodukte. Durch technische Kniffe und mutige Investitionen konnte LSE den Energieverbrauch erheblich senken und Kosten sparen.

Alle reden vom Energiesparen. Gerd Borgmann hat an den richtigen Stellschrauben gedreht, damit in seinem Unternehmen nicht für immer die Lichter ausgehen. Gerd Borgmann ist Geschäftsführer der Logistic Services Essen GmbH & Co. KG (LSE). Wer damit nichts anfangen kann, dem ist vielleicht schon einmal der riesige fensterlose Betonklotz auf dem Weg zwischen Steele und Horst aufgefallen.

Allen anderen sei gesagt: Kommt eine Tiefkühlpizza auf den Tisch, dann wurde die mit Prosciutto, Tonno oder Salami belegte Teigspeise mit sehr großer Wahrscheinlichkeit bei LSE an der Straße Kleine Ruhrau zwischengelagert.

Lifte erzeugen beim Bremsen Energie

Lebensmittel-Discounter und Schnellrestaurants in ganz Deutschland werden von hier aus beliefert. In dem Hochregallager mit den Ausmaßen eines Hochhauses stapeln sich bis zu 23.000 Europaletten mit Lebensmitteln bei Temperaturen von - 4 bis - 25 Grad. Wer hier arbeitet, kommt nicht so schnell ins Schwitzen.

Zwischen der Temperatur draußen und drinnen liegen schon mal 50 Grad, gefühlt liegt zwischen Nordpol und Sahara nur ein Schritt über die Türschwelle. Man muss kein Ingenieurstudium für Kältetechnik absolviert haben, um sich auszumalen, dass es jede Menge Strom kostet, diesen gigantischen Kühlschrank auf Betriebstemperatur herunterzukühlen. Strom und Geld! 15 Cent pro Kilowattstunde Strom muss Gerd Borgmann mittlerweile blechen, auch weil die Energiewende ihren Preis hat. Vor 15 Jahren waren es noch sieben Pfennig. Bei einem Verbrauch von zwölf Millionen Kilowattstunden pro Jahr und einer Rechnung jenseits einer Million Euro sind das alles andere als Peanuts. Borgmann wollte nicht länger mit ansehen, wie die Kosten davon galoppieren und hat investiert. Tüftler und Techniker hätten daran ihren Spaß: Automatische Schnellauftore und Luftschleieranlagen, wie man sie von Kaufhauseingängen kennt, deren Türen auch im Winter offen stehen, verhindern nun, dass warme Luft ins Gebäude dringt. Die computergesteuerten Gabellifte, die die tiefgekühlte Ware aus bis zu 40 Metern Höhe aus den Regalen holen, erzeugen beim Bremsen Energie. Und auf den langen Gängen schaltet sich das Licht mit Verzögerung automatisch aus, sobald die Lagerarbeiter den Gang verlassen haben. Den Stromverbrauch konnte die LSE damit senken von zwölf Millionen auf 7,5 Millionen Kilowattstunden.

Wettbewerbsfähig bleiben

Der Clou aber ist ein eigenes Blockheizkraftwerk auf dem Betriebsgelände. Gerd Borgmann erläutert die Technik und wirkt fast so stolz wie ein Junge, der zu Weihnachten seine neue Modelleisenbahn vorführt. „80 bis 85 Prozent unseres Energiebedarfs decken wir selbst“, erläutert der LSE-Geschäftsführer. Und: Durch ein technisches Verfahren, das nach dem Prinzip eines Wärmetauschers funktioniert, wird die Abwärme zur Kühlung genutzt.[kein Linktext vorhanden]

Eine Million Euro hat die LSE sich all dies kosten lassen, schätzt Borgmann. Andernfalls, davon ist er überzeugt, wäre seine Firma nicht mehr wettbewerbsfähig und vom Markt verschwunden. Was dann aus dem riesigen Betonklotz geworden wäre? Kein Gedanke zum Dahinschmelzen.