Essen-Kettwig.. Der zweite Bauabschnitt der Kettwiger Seepromenade soll offenbar nicht wie vorgesehen als Reihenhäuser, sondern als kompakte Eigentumswohnanlage realisiert werden. Jetzt geht auch die Politik auf Distanz.
Die Bebauung der Kettwiger Seepromenade stößt zunehmend auf Kritik. Schon länger sind Anwohner der Umsetzung der Pläne mit Skepsis begegnet. Nun schließt sich auch langsam die Politik dieser Sichtweise an, erst Recht, seitdem eine Kettwiger Architektin die Bezirksvertretung in einem Schreiben darauf hingewiesen hat, dass im zweiten Bauabschnitt die Promenade in massiv-kompakter Bauweise zugemauert werden soll. Dabei sei dort ursprünglich eine Reihenhaus-Bauweise vorgesehen gewesen.
Schaut man sich die Prospekte der Sparkasse Essen an, so sieht man dort noch vergleichsweise luftige Zweifamilienhäuser. „Doch damit wird es nichts“, meint die Kettwiger Expertin, die die Baupläne studiert hat. In denen werde sogar die für Doppelhäuser eigentlich vorgeschriebene Länge von 48 Meter auf bis zu 70 Meter ausgedehnt. Für die Diplom-Ingenieurin, die namentlich nicht genannt werden will, ein Unding. Sie ist enttäuscht darüber, dass sich das zweite Baufeld optisch kaum vom ersten unterscheiden werde. Dabei habe dieses „nicht gerade zum positiven Stadtbild Kettwigs beigetragen“. Resigniert stellt sie fest: „Es hat doch sowieso alles keinen Sinn mehr, die Bebauung lässt sich nicht mehr verhindern.“
Abweichungen verhindern
Auch Bezirksbürgermeister Dr. Michael Bonmann bestätigt diese Pläne: „Es gibt wohl Überlegungen von Seiten des Investors, im zweiten Bauabschnitt von der ursprünglich geplanten Bauweise abzuweichen“, räumt er ein. Dies wolle man jedoch, wenn möglich, verhindern: In der nächsten Bezirksvertretungs-Sitzung sollen die neuen Pläne thematisiert werden. „Von Seiten der Bezirksvertretung kann ich jetzt schon mal feststellen, dass wir auf der Einhaltung der ursprünglichen Pläne pochen werden“, so Bonmann.
Richtfest Seepromenade
Jetzt, wo der erste Bauabschnitt langsam Form angenommen hat, überdenkt Bonmann übrigens seine Haltung. Sprach er anfangs noch von einem „gelungenen Spagat zwischen Tradition und Moderne“ und sah in der Bebauung Chancen, die Kettwig einfach nutzen müsse, so ist sein Blick jetzt deutlich ernüchterter: „Wenn ich mir die bisherige Bebauung ansehe, kann ich nur sagen: Das habe ich mir anders vorgestellt.“ Bei ihm als Laien hätten die Pläne den Eindruck einer „lockeren Bebauung“ hinterlassen, wenngleich ihm Experten versichert hätten, dass die Pläne genau der jetzigen Bebauung entsprächen. „Wir können nur hoffen, dass alles ein wenig freundlicher aussieht, wenn die Begrünung vorgenommen worden ist.“
Bausünden sollten sich nicht wiederholen
Damit spricht Bonmann wohl einigen Anrainern aus der Seele. Denn bereits im Zuge des ersten Baufelds, das vor seiner Fertigstellung steht, gab es Proteste: So kritisierten Anwohner im vergangenen Jahr in einem Schreiben an die Stadt Essen die – inklusive Staffelgeschoss – sechsgeschossige Bebauung gegenüber der S-Bahn: „Wir als Bewohner der Bachstraße werden zukünftig enger eingekesselt werden durch deutlich höhere Baukörper, zwischen denen der Schall reflektiert.“ Damit führe die Bebauung auch noch zu einer größeren Lärmbelästigung. Auch füge sich die Bebauung nicht in das gewachsene Umfeld ein. Bausünden der Vergangenheit sollten sich nicht wiederholen.
Die damaligen Proteste der Anwohner ergaben zwar Änderungen, die die Anwohner jedoch als „Augenwischerei“ betrachteten.