Essen. Stärken statt sparen: Die Freunde und Förderer der Stadtbibliothek reagieren auf sinkende Ausleihzahlen: Die Bibliotheken vor Ort sollen mit dem Geld Anschaffungen für ihren Jugendbereich machen. Die Helfer sind überzeugt, dass Ausleihzahlen zwangsläufig sinken, wenn es keine neue Literatur gibt.

Der Förderverein der Stadtbibliothek reagiert auf die rückläufigen Ausleihzahlen in den Stadtteilen: Die Bibliotheken vor Ort bekommen jetzt 10.000 Euro, zur Hälfte jeweils vom Rotary Club Essen-Süd und vom Förderverein. Der Betrag wird aufgeteilt und soll in den Jugendbereich fließen. Damit wollen die Förderer ein Zeichen setzen, weil sie der Überzeugung sind, dass vor allem nicht aktualisierte Bestände Schuld an der zurückgehenden Ausleihe sind, erklärt Christiane Goldmann, erste Vorsitzende des Vereins Freunde und Förderer der Stadtbibliothek.

Sie kennen manche rührige Bibliothekarin, die gern Lernspiele für den Nachwuchs kaufen würde und das nun auch tun kann. „Es ist doch nicht sinnvoll, dort zu sparen, wo es um Bildung und Integration geht“, sagt Paul Girardet, der Mitglied im Förderverein und bei den Rotariern ist. Ihm war es daher wichtig, dass das Geld bei den jungen Lesern ankommt. Gab es früher ausschließlich Literatur für Kinder und Erwachsene, habe sich gerade in den vergangenen Jahren ein Markt mit Jugendliteratur gebildet, sagt Klaus-Peter Böttger, Leiter der Stadtbibliothek. Diesen zu stärken, sei besonders wichtig, „damit die Lesekarrieren nicht abbrechen“, erklärt Böttger. Dazu gehöre die Fantasy-Literatur, aber auch Konsolenspiele mit Lernmaterial. In diesen Bereich solle das Geld in den Stadtteilbibliotheken nun fließen, mehr Vorgaben gibt es für die Mitarbeiter nicht. „Denn sie wissen doch am Besten, was die Menschen vor Ort möchten und brauchen“, sagt Girardet.

Gutscheine für Ausleihgebühren

„Natürlich ist unser Beitrag ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Christiane Goldmann. Die Situation in den Bibliotheken sei mit Blick auf die gesamte finanzielle Lage der Stadt ohnehin schwierig. Wenn es aber in den Bibliotheken keine neuen Bücher gebe und weiter am Personal gespart werde, dann sei der weitere Rückgang die logische Folge, sind die Vereinsmitglieder überzeugt. Und hoffen daher auch, mit ihrer Spende vielleicht Nachahmer zu finden. Immerhin hatten sie vor einigen Jahren bereits eine Idee, die sich inzwischen etabliert hat: Gutscheine für Ausleihgebühren, wenn Familien sich diese nicht leisten können. Bis heute hat der Förderverein rund 200 verteilt: „Wir würden diese Zahl auch aufstocken.“