Essen. . Britta Peper übernahm das Café in der Essener Zentralbibliothek. Jetzt meldete die 47-Jährige Insolvenz an – und gibt der Stadt die Schuld. Ihr Vorwurf: Sie habe das Café zu selten öffnen können, weil sie an die Öffnungszeiten der Bibliothek gebunden war. Die Stadt sieht sich zu Unrecht beschuldigt.

Im Alter von 46 Jahren wagte sie einen Neustart und ging das Risiko einer Selbstständigkeit ein. Vor rund anderthalb Jahren übernahm Britta Peper das Literaturcafé in der Essener Zentralbibliothek im Gildehofcenter – nun ist Schluss, der letzte Kuchen gebacken, der letzte Kaffee gebrüht.

Eigentlich, so sagt sie jetzt, wo das Insolvenzverfahren durch ist, hätte sie sogar schon viel eher die Reißleine ziehen sollen. „Nur wenige Monate nach der Eröffnung zeichnete sich ab, dass es nicht möglich ist, in dem Literaturcafé wirtschaftlich zu arbeiten“, resümiert die 47-Jährige und weist die Schuld dafür dem Vermieter zu: der Stadt.

Café ist an Öffnungszeiten der Bibliothek gebunden

„Das Literaturcafé ist an die Öffnungszeiten der Bibliothek gebunden“, so stand es, laut Peper, im Mietvertrag geschrieben. Dass die Stadtbibliothek jedoch mehrmals aufgrund von Streiks, gelegentlichen Personalversammlungen, Betriebsferien, Überstundenabbau oder Systemausfällen schloss – das hatte Peper so nicht einkalkuliert, und das habe man ihr anfangs auch nicht gesagt.

„Im Dezember 2013 zum Beispiel konnte ich das Café lediglich an 13,5 Tagen öffnen“, so Peper über Zeiten, in denen sie erheblich Umsatz einbüßte. Für den halben Dezember hatte man ihr eine Mietminderung von 50 Euro angeboten – die sie allerdings nicht annahm. „Zu lächerlich“, empört sie sich noch heute.

Veranstaltungen sollen sich nicht gelohn haben

Veranstaltungen, die außer der Reihe in der Bibliothek stattfanden, beschränkten sich auf ein Minimum – auch an Gästen. „Manchmal habe ich den ganzen Abend gearbeitet und hatte letztlich 50 Euro Umsatz“, klagt sie, und: „Bei manchen Veranstaltungen habe ich sogar noch drauf gezahlt.“ So etwa beim „Sommerleseclub für Kinder“ im vergangenen Jahr als die Gastronomin 160 Kinder bewirten musste und, laut eigenen Angaben, dafür gerade mal 300 Euro Zuschuss von der Stadt erhielt.

Damit nicht genug: Ein defekter Herd sei, so Peper, erst nach zehn Monaten instand gesetzt worden, eine Mikrowelle, die der Mieterin vertraglich zugesichert worden sei. wurde angeblich nie gesichtet. Peper war inklusive aller Vorbereitungen, Einkäufe und dem Arbeiten hinter dem Tresen rund 70 Stunden in der Woche auf den Beinen, hat ihren Job aber dennoch immer gerne gemacht und in der kurzen Zeit viele Gäste ins Herz geschlossen.

Nicht auszuschließen, dass die gescheiterte Gastronomin künftig dennoch wieder mit einem Tablett in der Hand anzutreffen ist. Sie ist auf Jobsuche,„und irgendwas was wird schon passieren“, zeigt sie sich optimistisch.

Das sagt die Stadt Essen zu dem Fall

Die Stadt Essen sieht sich zu Unrecht beschuldigt und pocht auf Vertragstreue:

„Das Literaturcafé war konzeptioneller Bestandteil der Zentralbibliothek und hat die Aufenthaltsqualität während der Öffnungszeiten und bei Sonderveranstaltungen mit einem gastronomischen Angebot abgerundet. Da die Mieterin bereits früher unter der vorherigen Pächterin tätig war, sind ihr die Rahmenbedingungen zur Bewirtschaftung bekannt gewesen.

Hierzu gehört u. a. die Bindung an die Öffnungszeiten (...). Dass die Bibliothek vereinzelt Tage geschlossen hatte aufgrund nicht vorhersehbarer und nicht von der Bibliothek beeinflussbarer Faktoren, so beim Streik des öffentlichen Dienstes bzw. eines technischen Ausfalls, ist als Einzelfall bedauerlich, sollte aber nicht zu existenzgefährdenden Situationen führen. Regelmäßig hat es Gespräche gegeben, um Möglichkeiten zu suchen, die wirtschaftliche Situation der Pächterin zu verbessern. (...)

Das Literaturcafé ist gemäß des Vertrages mit städtischem Inventar ausgestattet. Dazu gehört u. a. ein Mikrowellengerät und ein Einbauherd. Ersatzbeschaffungen sind mit Blick auf die Haushaltssituation der Stadt mit einer technischen und wirtschaftlichen Überprüfung verbunden und nehmen Zeit in Anspruch.

Im Falle des Herdes ging es nicht um ein defektes Gerät, sondern um die Frage der Kapazität. Nach Abstimmung mit der Pächterin wurde auf Kosten der Stadt ein zusätzliches Gerät eingebaut. Da es sich nicht um einen einfachen Austausch handelte, sondern um einen Umbau, mussten verschiedene Firmen und Abteilungen involviert werden.“