Essen. . Innenminister Ralf Jäger eröffnete den 24-Stunden-Blitzmarathon in Essen vor einer Schule in Kray. In einem Brief hatten die Schüler die Polizei um Tempokontrollen gebeten. Ralf Jäger erklärt den Blitzmarathon so: „Wir möchten die Köpfe der Menschen erreichen, nicht ihre Portemonnaies.“

Da ist die Dame mit dem Wiener Kennzeichen am Auto aber gerade noch mal mit dem sprichwörtlichen blauen Auge davon gekommen. In der 30er Zone an der Schönscheidtstraße geriet die Fahrerin am Donnerstagmorgen mit satten 59 Stundenkilometern ins Visier des Lasermessgeräts.

Damit fuhr sie exakt 29 km/h zu schnell, wäre so um 120 Euro ärmer gewesen. Wenn, ja wenn, die Messung von einem Polizisten durchgeführt worden wäre. Ihr Glück: In diesem Moment standen Schüler der Franz-Dinnendahl-Realschule hinter der Laserpistole – und damit ist die Messung nicht gültig.

Zwar bleibt der rasanten Fahrerin das Knöllchen erspart, dafür gibt es aber mächtig Tadel von den Kindern der fünften Klasse. Die Ausrede „Ich kenne mich hier doch nicht aus“, lassen sie nicht so einfach durchgehen. „Sie dürfen nicht so schnell fahren! Hier sind ganz viele Kinder“, empören sich die Schüler mit erhobenem Zeigefinger. Die Rüge scheint zu sitzen, die Fahrerin zeigt sich einsichtig.

„Die Köpfe erreichen, nicht die Portemonnaies“

Die Schüler waren es auch, die einen Brief an die Polizei schrieben, mit der Bitte, vor ihrer Schule Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen. „Manchmal habe ich richtig Angst über die Straße zu gehen“, berichtet Julia. Umso erleichterter ist die zehnjährige Schülerin, dass die Polizei den Hilferuf ernst nahm und sogar gleich mit Innenminister Ralf Jäger anrückte, um die Autofahrer vor der Schule zu bremsen – im Rahmen des groß-angelegten Blitzmarathons.

Mit der Aktion, so erklärt Ralf Jäger, wolle man erreichen, dass die Autofahrer ihr Fahrverhalten reflektieren. Konfrontiere man die Menschen am Steuer immer wieder mit den Regeln, könne dies zu einem bewussten Verhalten führen, ist der Innenminister überzeugt. Dazu zähle ganz vorneweg, die angemessene Geschwindigkeit. Schließlich seien ein Drittel der tödlichen Verkehrsunfälle auf zu schnelles Fahren zurück zu führen. „Wir möchten die Köpfe der Menschen erreichen, nicht ihre Portemonnaies“, wehrt sich Jäger gegen die Anschuldigung, mit der Aktion wolle man nur abkassieren.

Das Gegenteil sei der Fall: „Ich würde mir wünschen, dass niemand in den 24 Stunden des Blitzmarathons ein Knöllchen bekommt.“ Dieser Wunsch wird dem Innenminister jedoch nicht erfüllt. Allein an der Schönscheidtstraße geraten innerhalb von zwei Stunden vier Autos in den Laserstrahl. Generell ließe sich aber feststellen, dass sich die Mehrzahl der Autofahrer am Blitzmarathontag vorbildlich verhielt, wie Polizeisprecher Marco Ueberbach am Nachmittag eine erste Bilanz zieht.