Essen. . Die Polizei will einmal mehr die Temposünder aus dem Verkehr ziehen – diesmal mit der Unterstützung junger Mess-Paten. Rund 4.000 Hinweise gingen ein

Die beiden kleinen Jungs aus Frintrop wohnen in einer verkehrsberuhigten Zone. Dort spielen sie gerne Fußball auf der Straße oder fahren Dreirad und Bobbycar, hat ihr Vater der Polizei geschrieben. Schrittgeschwindigkeit – mehr dürfte eigentlich nicht drin sein für die Autofahrer in der Neuen Heimat. Doch die Realität ist leider eine andere: Nicht nur diese Spielstraße wird von vielen als Abkürzung benutzt, an die vorgeschriebenen vier bis sieben Stundenkilometer hält sich eh fast niemand und auf mahnende Worte der besorgten Eltern reagieren die meisten Sünder verärgert oder verständnislos. „Über eine Kontrolle hier bei uns würden unsere Freunde und wir zwei uns sehr freuen – vielleicht können wir so in Zukunft wieder ungefährdet spielen und toben.“

Diese nette E-Mail eines Zwei- und eines Dreijährigen an die Essener Polizei ist nur einer von 4.000 Kinder-Wünschen, die im Vorfeld des morgigen 24-Stunden-Blitz-Marathons in der Behörde an der Büscherstraße eintrudelten. Mit den Augen des Nachwuchses wollen die Beamten zwischen 6 Uhr am Donnerstag und 6 Uhr am Freitag besondere Gefahren im Straßenverkehr aufspüren und möglichst eindämmen.

Zehn Straßen herausgepickt

„Unzählige Straßen wurden benannt“, sagt Marco Ueberbach. Für morgen hat sich die Polizei erst einmal zehn herausgepickt. Je nach Einsatzlage werden aber auch andere Vorschläge abgearbeitet. „Wir versuchen, es allen gerecht zu machen.“ Was sich nicht im Rahmen des Blitz-Marathons erledigen lässt, wird nach und nach abgearbeitet, verspricht jedenfalls die Polizei.

Trotz aller Kontrollen und Sonderaktionen der Behörde: Überhöhte Geschwindigkeit war im vergangenen Jahr 237 Mal der Grund für einen Unfall. Das waren 5,3 Prozent mehr als in 2012 und die einzige Steigerung in der Statistik der acht so genannten Hauptunfallursachen. Und es gibt neben den 40.295 allein in Essen festgestellten Tempo-Verstößen ein weiteres, aus Sicht der Polizei eindeutiges Indiz dafür, dass zu hohe Geschwindigkeit der „Killer Nummer Eins“ auf den Straßen ist: Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Schwerverletzten um 21 auf 327 Opfer. 196 Kinder verunglückten auf Essens Straßen, 24 davon auf dem Schulweg. Ein zehnjähriges Mädchen starb im Krankenhaus, nachdem es am 31. Juli auf der Krayer Straße von einem Auto erfasst worden war.

Tempo-Sünder zur Rede stellen

Morgen wird Innenminister Ralf Jäger beim zweiten bundesweiten Blitzmarathon nach Essen kommen und mit Schülern aus drei Klassen der Jahrgangsstufe 5 an der der Franz-Dinnendahl-Realschule erwischte Tempo-Sünder zur Rede stellen. Doch nicht nur an der Schönscheidtstraße in Kray bekommt die Polizei Unterstützung von Kindern und Jugendlichen. Auch an anderen Kontrollstellen wollen junge Mess-Paten den Verkehrsteilnehmern ins Gewissen reden und mit ihnen ins Gericht gehen. „Da möchte ich nicht in die Kontrolle kommen“, meint Polizeisprecher Marco Ueberbach.