Essen. Überflüssig, verwirrend: Die Stadt Essen nutzt die Novellierung der Straßenverkehrsordnung, um etwas Licht in den Schilder-Dschungel zu bringen. Von den 155.000 Verkehrszeichen in der Stadt werden etwa 1400 Straßenschilder abmontiert. Entfernt werden etwa Wegweiser zu Schulen, Kitas und Sportstätten, Gemeinden und öffentlichen Einrichtungen, die nur eine „lokale Bedeutung“ haben.

Baudezernentin Simone Raskob will den Wald auslichten. Zur Säge muss deshalb aber keiner greifen, vielmehr zur Zange und zum Schraubenzieher. Die Kampagne richtet sich gegen den dichten „Schilderwald“ in der Stadt Essen. 155.000 Verkehrszeichen - das sind einfach zu viele. So verliert der Autofahrer hier und da glatt den Überblick.

Doch wenn ein Schild erstmal stand, kriegte man das so schnell nicht wieder weg. Weil der Paragrafendschungel, der dieses regeln sollte, genauso unübersichtlich zu sein schien wie der besagte Schilderwald. Jetzt hat die Stadt aber endlich eine Handhabe. Die Straßenverkehrsordnung wurde im Vorjahr novelliert und sorgt in einem Punkt für eine klare Ansage: Alle schwarz-weißen Pfeilwegweiser ohne „erhebliche Verkehrsbedeutung“ sind abzumontieren.

Schilder mit "lokaler Bedeutung" kommen weg

Das lässt sich die Stadt nicht zwei Mal sagen und hat schon mal mit dem Zählen angefangen. Danach sind 50 Prozent aller Schilder des „Zeichen 432“ überflüssig und „ersatzlos zu entfernen“, wie es in einer Vorlage an den Bau- und Verkehrsausschuss heißt, der am 11. September um 15 Uhr im Rathaus am Porscheplatz tagt. Konkret: Nach einer ersten Schätzung können 1400 Hinweisschilder weg. Eine genaue Bestandsaufnahme erfolgt in diesen Monaten, dann startet für die Demontage am Straßenrand eine einjährige „Sonderaktion“ - natürlich nur „mit dem vorhandenen Personal.“ Das Ganze soll möglichst wenig Geld kosten.

Rathaus-Sprecher Stefan Schulze erklärt zur Streichliste, dass die Straßenverkehrsbehörde grundsätzlich nach dem Grundsatz „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“ verfahre. „Eine übermäßige Beschilderung führt häufig zu einer allgemeinen Überforderung der Verkehrsteilnehmer“, argumentiert er. Entfernt werden deshalb Wegweiser zu Schulen und Berufskollegs, zu Kitas, Sportplätzen und Sporthallen, die vor allem von den Bewohnern aus den umliegenden Stadtteilen genutzt werden. Abgebaut werden ebenso Hinweisschilder zu kirchlichen Gemeinden, zu öffentlichen Einrichtungen mit wenig Publikumsverkehr, zu Arztpraxen, Vereinen und Firmen, die ebenfalls nur eine „lokale Bedeutung“ haben.

RWE ist da fein raus. Auf das Folkwang-Museum oder den Gruga-Park darf auch weiterhin verwiesen werden. Das Rathaus gehört selbstverständlich ebenso zu den „Zielen mit erheblicher Verkehrsbedeutung“. Da wird nichts abgeschraubt. Und die Stadtteile? Sind wichtig!

Autofahrer verlassen sich lieber auf's Navi

Ausnahmen werden übrigens bei sehr versteckten oder schwer auffindbaren Zielen gemacht. Das muss im Einzelfall genau abgewogen werden. Und für Schilder, die teilweise von Dritten aufgestellt wurden, wird die Stadt wohl eine Übergangszeit benötigen, um zu klären, von wem und wann abzuräumen ist. Zu Werbezwecken dürfen eh keine Schilder mehr auf bestimmte Firmen und Institute hinweisen. Entsprechende Anträge lehnt die Stadt mit dem Hinweis auf Zweckentfremdung ab.

Was letztlich bleibt, ist jede Menge Schrott. In der städtischen Schilder-Sammelstelle an der Elisenstraße wird entschieden, welche Wegweiser überarbeitet und wiederverwendet werden - und welche verschrottet werden.

Und die Autofahrer? Die meisten haben diese Schilder eh’ kaum beachtet, weil sie lieber aufs Navi hören. Das ist punktgenau und lotst den Fahrer bis vor die Haustür - ohne Amtshilfe.