Essen. Prominente Fälle wie Uli Hoeneß oder Alice Schwarzer brachten auch in Essen deutlich mehr Steuersünder dazu, Selbstanzeige zu stellen. Binnen eines Jahres hat sich ihre Zahl fast verdoppelt. Neuerdings jedoch klopfen immer mehr Betroffene bei Anwälten an, weil sie Post aus der Schweiz bekommen.

Die Selbstanzeigen von Steuerhinterziehern mit Schwarzgeld in der Schweiz sind auch in Essen sprunghaft gestiegen. Wie eine Statistik des NRW-Finanzministeriums zeigt, haben sich beim Finanzamt für Steuerstrafsachen in Essen bis Anfang August 881 Steuersünder selbst angezeigt. Damit haben sich die Zahlen binnen eines Jahres nahezu verdoppelt. Die Essener Behörde ist allerdings nicht nur für das Stadtgebiet Essen zuständig, sondern auch für die Bereiche Mülheim, Duisburg, Oberhausen, Dinslaken und Wesel. Gesonderte Daten für einzelne Städte gibt das Finanzministerium nicht heraus.

Auffällig: In anderen Regionen NRWs liegen die Zahlen der Selbstanzeigen deutlich höher. Im Raum Düsseldorf etwa waren es bis Anfang August 2728, im Gebiet um Wuppertal knapp 1700. Ob in Essen die Menschen steuerehrlicher sind oder einfach nur weniger Vermögen haben? Aus Sicht des Steuerberaters Lothar Pues, der auch ein Büro in Essen hat, sind das keine Erklärungen. „Das kann aus meiner Sicht nur statistische Gründe haben. Hier leben ja nicht weniger Menschen, die dafür in Frage kommen.“

Auch "normale" Angestellte unter Steuersündern

Die Realitäten seien in Essen nicht anders als in Städten wie Düsseldorf gewesen. Und Realität war, dass Menschen bis vor zehn, 15 Jahren regelrecht umworben worden seien, Geld im Ausland anzulegen. „Viele Kunden sind dabei von ihren Banken begleitet worden“, sagt Pues. Entsprechend sei es auch nicht nur der Millionär aus Bredeney, der jetzt die Selbstanzeige nutzt. Auch viele „normale“ Angestellte sind unter den Steuersündern. „Das geht quer Beet durch die Bevölkerung.“

Vor Monaten waren es noch Promi-Fälle wie der von Uli Hoeneß, die Pues mehr Mandanten in die Kanzlei spülten. In den letzten Wochen hat sich das Bild gedreht: Schweizer Banken kündigen ihren Kunden die Geschäftsbeziehungen. Das heißt, das Depot in der Schweiz wird aufgelöst. „Dann bekommen sie einen Scheck und dann haben sie ein Problem“, meint Pues. Bei vielen seiner Mandanten seien Summen der hinterzogenen Steuern eher klein. „Da fragt man sich manchmal, warum haben die Leute das Geld nicht angegeben.“