Essen. . Katzen und Hunde waren gestern – heute tummeln sich im Tierheim Essen immer mehr exotische Tiere, deren Besitzer mit der Haltung überfordert waren. Doch die Einrichtung hat nur begrenzte Kapazitäten. „Die Haltung exotischer Tiere will gut überlegt sein; sie ist kosten- und arbeitsintensiv“, sagt Leiterin Bärbel Thomassen.

Schlangen, Wasserschildkröten, Vogelspinnen – im Tierheim Essen tummeln sich immer mehr exotische Tiere, wofür die Einrichtung eigentlich nicht ausgerichtet ist. „Noch bis vor fünf Jahren war das bei uns gar kein Thema, inzwischen wissen wir kaum noch wohin mit den Exoten“, sagt Leiterin Bärbel Thomassen. Sie befürwortet den Vorstoß von NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne), ein Gesetz auf den Weg zu bringen, das die Haltung giftiger oder anderweitig gefährlicher Tiere strenger reglementiert oder ganz verbietet.

Nachdem unter anderem ein Halter in Duisburg von einer Zwergklapperschlange gebissen wurde, will Remmel außerdem eine Meldepflicht für gefährliche Tierarten einführen. Die gegenwärtige Gesetzeslage erlaubt die Haltung gefährlicher Tiere, sofern diese nicht artgeschützt sind.

Zweifelhafte Statussymbole

„Grundsätzlich halte ich es für sinnvoll, den Zugang zu diesen Tieren in der privaten Haltung zu erschweren. Ein negativer Effekt wäre allerdings, wenn dann etliche Halter ihre Tiere bei uns abliefern würden“, so Thomassen. Die exotischen Tiere schlagen im Tierheim auch finanziell zu Buche, da einige der Echsen- und Schlangenarten besondere Lichtquellen benötigen, die hohe Energiekosten verursachen. Was die Verantwortungslosigkeit mancher Halter betrifft, hat Thomassen schon einiges erlebt: „Wenn die Tiere nicht bei uns abgegeben werden, werden sie häufig ausgesetzt. Bei Schnappschildkröten kam das etwa schon vor – und die können Menschen in freier Wildbahn durchaus gefährlich werden.“

Offenbar gibt es gerade unter jüngeren Leuten den Trend, sich Exoten als Haustiere zuzulegen. „Oft gelten diese Tiere als Statussymbole, weil sie eben nicht jeder hat“, vermutet Thomassen. „Viele unterschätzen aber, wie arbeitsintensiv und anspruchsvoll sie in der Haltung sind und wollen sie schließlich wieder loswerden.“

"Kein Handel mit lebensgefährlichen Tieren"

Ali Darozoglu vom Essener Tierhandel „Mammut Zoo“ hält die Aufregung indes für unangemessen. Auch in seinem Geschäft in Schonnebeck verkauft er exotische Tiere, die teilweise auch giftig sind, jedoch mit einer entscheidenden Einschränkung: „Wir handeln nicht mit Tieren, die für Menschen potenziell lebensgefährlich sein können. Vogelspinnen hingegen haben wir dagegen schon im Programm.“

Diese seien zwar giftig, doch sei der Biss einer Vogelspinne für Menschen keinesfalls lebensbedrohlich, wenn nicht gerade bestimmte Vorerkrankungen oder eine allergische Anfälligkeit vorliege. „Das Thema wird auch von den Medien hochgekocht. Es gibt Millionen verantwortungsbewusster Exotenhalter, aber über die paar schwarzen Schafe wird am meisten diskutiert“, sagt Darozoglu. „Dann müsste man auch die Hundehaltung verbieten, denn da gibt es mindestens genauso viele Halter, die mit den Tieren nicht umgehen können.“

Die Polizei und Feuerwehr Essen können derweil von keinen konkreten Einsätzen mit Exoten berichten. Neben dem Duisburger Schlangenbiss hatte zuletzt ein Fall aus Bochum für Furore gesorgt, wo sich ein Python fünf Tage lang im Inneren des Motorraums eines Opels eingenistet hatte. Das Tier war allerdings ungefährlich. Doch können exotische Tiere auch eine echte Bereicherung sein, wenn man fachgerecht mit ihnen umzugehen weiß, wie das Essener Paar Sandra und Sebastian Schoppen zeigt.