Essen. Einen geplanten Schmuggel von 851 Kilogramm Heroin und Geldwäsche von Drogengeldern in Höhe von 18 Millionen Euro wirft die Anklage acht kurdischstämmigen Männern vor dem Landgericht Essen vor. Um ihr illegales Geschäft zu tarnen, sollen sie einen legal gegründeten Lkw-Handel genutzt haben.

Bieder sehen sie aus. An Luxus erinnert nichts, als die acht Männer einer nach dem anderen am Montag in den Saal 101 des Essener Landgerichtes geführt werden. Doch sie sollen verantwortlich sein für die Verschleierung von 18 Millionen Euro Erlös aus Drogengeschäften in nur zwei Jahren.

Der Großteil von ihnen spricht gut deutsch, lebt schon lange in der Bundesrepublik. Ihre Wurzeln liegen im Irak. Geboren sind viele von ihnen in Erbil, heute die Hauptstadt der autonomen kurdischen Region.

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Dort lebte auch bis kurz vor seiner Festnahme am 29. Oktober 2013 Rebaz A. (51), ein Geschäftsmann, der in den Augen von Staatsanwalt Dominik Schulte der Drahtzieher der Organisation ist, die Essen als ein Drehkreuz für Geldtransfers in den Irak sieht.

"Heroin in die Dosen gefüllt"

Geldwäsche von Drogengeldern wirft er ihm und den übrigen Angeklagten vor, bei Rebaz A. kommt noch ein direkter Drogenhandel hinzu. 851 Kilogramm Heroin, fast eine Tonne, hatte die türkische Polizei am 30. März 2012 in Istanbul sichergestellt.

Verborgen war das Rauschgift in 478 Konservendosen, die laut Etikett mit Erbsen oder Tomaten gefüllt sein sollten. Schulte: „Die Erbsen wurden entsorgt und stattdessen das Heroin in die Dosen gefüllt.“ An dem geplanten Schmuggel nach Europa soll Rebaz A. beteiligt gewesen sein.

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Schwerpunkt der illegalen Geschäfte soll aber das Einkassieren und Waschen von Drogengeldern gewesen sein, die Dealer in Holland und Spanien mit Einzelverkäufen auf der Straße verdient hatten. Es sind keine kleinen Summen, die Schulte in seiner 214 Seiten starken Anklage nennt.

Mal sind es 70.000 Euro Bargeld, die ein Kurier über die Grenze nach Essen gebracht haben soll, mal 300.000 Euro. Das Geld bereitete wegen der Menge Probleme, weil Junkies ihren Stoff bar und in kleinen Scheinen bezahlen. Und das bei insgesamt 18 Millionen Euro.

Millionär als Hauptangeklagter

Die kleinen Scheine passten auch nicht zum Geschäftsmodell der Angeklagten, das der Staatsanwalt als „legale Maskerade“ bezeichnet. Rebaz A., der nach Angaben von Mitangeklagten einer reichen Familie entstammt und Millionär ist, soll sich in Essen nämlich an der Sito GmbH finanziell beteiligt haben, die an der noblen Rüttenscheider Straße nicht weit entfernt vom Landgericht saß.

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Sie war aktiv im Handel von Lkw und Nutzmaschinen. So deklarierten die Kuriere auch oft an den Grenzen die hohen Bargeldsummen, die sie in der Tasche hatten. Das Geld sei für den Kauf von Lkw bestimmt, erklärten sie dazu, leider hätten sie in Holland beziehungsweise Spanien kein passendes Modell gefunden und kehrten unverrichteter Dinge mit dem Bargeld zurück.

Weil Lkw selten mit Zehnern und Fünfzigern bezahlt werden, sollen die Angeklagten mit ihrem Bargeld sogar bis zu Wechselstuben in Ungarn gefahren sein, um die Scheine in größere Banknoten umzutauschen. Gefährlich erschien einigen Angeklagten auch, so ergaben zumindest abgehörte Telefonate, dass den kleinen Geldscheinen oft Rauschgift anhaftete.

Zwei Jahre lang ermittelt

Gut zwei Jahre lang ermittelten Bundeskriminalamt und Zollkriminalamt, arbeiteten mit anderen europäischen Polizeibehörden und den türkischen Ermittlern zusammen. Aufgedeckt haben sie aus ihrer Sicht nicht nur Geldwäsche im großen Stil, sondern auch den Geldtransfer über das in muslimischen Ländern bekannte „Hawala-Banking“. Vertrauen ist die Basis für die Überweisung des Geldes in den Irak. Kontrollieren lassen sich die Finanzströme von den Behörden nicht, weil das Geld von Mann zu Mann weitergereicht wird.

Dass die acht Angeklagten jetzt vor der XXI. Essener Strafkammer sitzen, haben sie auch einer Frau zu verdanken. Zur Tarnung fuhr sie 2011 als Beifahrerin mit einem Kurier nach Spanien, um 278.000 Euro einzukassieren.

Bei einer Übernachtung informierte sie Freunde, die das Geld aus einer Kühlbox im Auto stahlen. Der Kurier erstattete Anzeige, die Frau gestand ihre Tat und sprach von einkassierten Drogengeldern. So begannen die Ermittlungen der Polizei.