Aachen. . Fast 18 Jahre nach der Reemtsma-Entführung haben Aachener Fahnder eine neue Spur zum Lösegeld entdeckt. Sie führt ins Rotlicht-Milieu und zu den “Hells Angels“. Auf Mallorca und in Aachen kam es zu Festnahmen.
Der Kidnapper Thomas Drach ist seit einem halben Jahr wieder auf freiem Fuß, doch die Jagd nach dem Lösegeld, das er erpresst hat, geht weiter. Fast 18 Jahre nach der Entführung des Hamburger Millionen-Erben Jan Philipp Reemtsma haben deutsche und spanische Fahnder eine neue Spur entdeckt, bestätigte am Wochenende die Staatsanwaltschaft Aachen.
Umgerechnet 15 Millionen Euro hatte Drach 1996 erbeutet, nachdem er den 43 Jahre alten Reemtsma im Garten seiner Hamburger Villa entführt und vier Wochen lang in einem Verlies bei Bremen angekettet hatte. Der aus Erftstadt stammende Entführer war 1998 in Buenos Aires festgenommen worden und saß bis zum Oktober 2013 in Haft. Der Großteil des Lösegeldes blieb verschwunden.
Auf Mallorca im Gefängnis
Jetzt glauben die Ermittler, dass der Motorradclub „Hells Angels“ geholfen hat, die Millionen zu waschen. Bei Ermittlungen gegen die Rocker geriet den Spaniern Horst R. ins Visier. Der 62-Jährige, dem Verbindungen zum seit 2011 verbotenen Frankfurter Charter „Westend“ der Hells Angels nachgesagt werden, soll den angeblich im Rotlicht-Milieu aktiven Club erpresst haben. Zahlten sie ihm kein Geld, soll er gedroht haben, die Polizei über die Geldwäsche in Millionenhöhe zu informieren. Am Mittwoch führten spanische Polizisten ihn aus seiner Villa im Nobelvorort Portitxol auf Mallorca ab. Zeitgleich schlugen die Fahnder in Aachen zu, nahmen die Schwester von Horst R. fest.
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Zu ihrer Rolle machte die Staatsanwaltschaft Aachen keine näheren Angaben. Horst R. wirft sie gewerbsmäßige Erpressung vor. Er habe „seinen Lebensunterhalt mit den Erpressungen verdient“, hieß es. Er sitzt auf Mallorca im Gefängnis und wartet nach Angaben der Behörden auf seine Überstellung nach Deutschland.
Jan Philipp Reemtsma hatte sich engagiert an der Verfolgung Drachs und der Suche nach dem Lösegeld beteiligt. Die Zeit der Entführung hatte er in dem erschütternden Buch „Im Keller“ aufgearbeitet und sich stark für die Rolle der Opfer im Strafprozess engagiert. Seinen Frieden mit Drach hat er nicht gemacht. In einem Rundfunk-Interview sagte er im Herbst: „Es ist ein störender Gedanke, dass er möglicherweise von dem Geld, was er auf die Seite gebracht hatte, sich ein gutes Leben macht. Solche Verbrechen sollten keine Erfolge sein.“
Entführer lebt auf Ibiza
Thomas Drach, der seit der Haftentlassung auf Ibiza lebt, benimmt sich dagegen so, als ob er durch die lange Haftzeit einen Anspruch auf das Lösegeld hätte. Als er 2011 in einem Strafprozess vom Richter gefragt wurde, wo das Geld sei, ließ er diesen rüde abfahren: „Das haben Sie in 15 Jahren nicht erfahren, und das werden Sie auch heute nicht erfahren.“
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Doch Geld weckt Begehrlichkeiten. Behörden, Privatdetektive und natürlich die Unterwelt suchen nach dem Verbleib. 2001 tauchten 700.000 Dollar in Aachen bei einem Physiotherapeuten auf. Er sollte im Auftrag des Drach-Freundes Bernd K. rund sechs Millionen Schweizer Franken aus dem Lösegeld nach Madrid bringen. Zwischenzeitlich gab es aber Streit mit den kriminellen Komplizen. Der Physiotherapeut besorgte sich eine Pumpgun, wurde aber selbst angeschossen.
Immer wieder tauchten kleine Teile des Lösegeldes auf. Drach-Freund Bernd K. verurteilte das Landgericht Aachen 2008 zu sechs Jahren Haft. Beteiligt an einer Geldwäsche war auch Drach-Bruder Lutz, der sechseinhalb Jahre Haft erhielt. Die Brüder sind sich heute nicht mehr grün.
Jan Philipp Reemtsma, hat zwar eine Detektei für die Suche nach dem Geld eingeschaltet, macht sich über einen Erfolg aber keine Illusionen: „Er hat ja irgendwelche Kumpane, die möglicherweise das Geld längst durchgebracht haben.“