Essen. . Zum ersten Mal können die Landsleute hier ihre Stimme für den künftigen Staatspräsidenten in Ankara abgeben – 80 Wahllokale in der Messe aufgebaut.

Die Hinweisschilder auf Türkisch sind schon aufgestellt, die Wahlurnen wurden gestern Vormittag angeliefert. Pünktlich zum Start für die Wahl des türkischen Staatspräsidenten ab heute früh um acht Uhr hat das türkische Generalkonsulat mit Hilfe der Messe-Organisatoren die Hallen 11 und 12 an der Norbertstraße in 80 Wahllokale verwandelt, abgetrennt durch Stellwände und erreichbar über bezifferte Zugänge. Der organisatorische Aufwand ist enorm. Zum ersten Mal dürfen türkische Staatsbürger auch im Ausland ihr Staatsoberhaupt wählen. 215.000 wahlberechtigte Türkinnen und Türken aus den Konsulatsbezirken Münster und Essen können bis Sonntag hier in der Messe ihre Stimme abgeben.

„Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren“, erzählt Muhammet Balaban, früherer Vorsitzender des Integrationsrates. Das Generalkonsulat habe „alle verfügbaren Staatsbediensteten zur Messehalle gerufen. Man will bei dieser Premiere keinen einzigen Fehler machen.“ Er persönlich glaubt, dass die Wahl ruhig und friedlich verlaufen wird.

Wahlandrang gut organisiert

Die Wahlberechtigten konnten zuvor übers Internet abfragen, ob sie im Wählerverzeichnis eingetragen sind oder einen entsprechenden Antrag noch beim Konsulat stellen mussten. Jeder einzelne Wähler hat einen speziellen Termin, ein Zeitfenster, für die Abgabe seines Stimmzettels erhalten. So sollen lange Warteschlangen vor den Messehallen und Staus auf den Anfahrtsstraßen vermieden werden. Polizeisprecher Peter Elke rechnet schon deshalb nicht mit größeren Verkehrsbehinderungen.

Aber nicht jeder wird seinen Termin einhalten können. Muhammet Balaban geht davon aus, dass auch diesen Wählern eine Möglichkeit gegeben wird, mit abzustimmen. „Das wäre doch sonst undemokratisch, wenn die vor die Tür gesetzt würden.“

Wie stark der Andrang auf die Urnen in den Messehallen sein wird, wird man in den nächsten Tagen sehen. Zwar ist von einer hohen Wahlbeteiligung auszugehen, aber viele der hier lebenden Türken machen derzeit in ihrer Heimat Urlaub. „Die werden dort wählen“, so Balaban.

Wahlgang ähnelt Messeauftritt

Die Messe geht auf Nummer sicher. „Wir rechnen mit der Maximalzahl an potentiellen Wählern“, berichtet die stellvertretende Veranstaltungsleiterin Corinna Plagemann. Ansonsten: Business as usual. „Das ist wie ein klassischer Messeaufbau.“ Das beherrscht die Messe aus dem Effeff. Nur für das gastronomische Angebot muss nicht gesorgt werden, da die Wähler gleich nach dem Urnengang wieder den Heimweg antreten werden. Einen so kurzen „Messebesuch“ hat es wohl noch nie gegeben.

200 Mitarbeiter hat die Messe in den nächstem Tagen im Einsatz, 170 davon kommen vom Sicherheitsdienst der Stadt-Tochter RGE. Das türkische Generalkonsulat schickt mindestens 170 Wahlhelfer. Über die Höhe der Kosten für den Essener Wahlort wird nichts gesagt. Nur soviel: Die Rechnung zahlt der türkische Staat – wohl bis auf den letzten Cent.

Polizei gewährleistet Sicherheit

Am Sonntag, 3. August, schließen die Wahllokale endgültig um 17 Uhr. Bis dahin wird auch die Polizei dort präsent sein. Für alle Fälle. Aber es gibt bisher keinerlei Hinweise auf besondere Vorkommnisse. Polizeisprecher Peter Elke: „Wir werden dafür sorgen, dass die Veranstaltung im frei zugänglichen Raum ohne Störungen ablaufen kann.“