Essen. Die Sparkassen-Akademie, das Weiterbildungsinstitut für die NRW-Sparkassen, sucht einen neuen Standort. Die Stadt Essen hält die Fläche der alten VHS aus vielen Gründen für ideal. Bleibt zu hoffen, dass die Entscheider das ähnlich sehen. Essen hat viel Konkurrenz, entschieden wird bis Ende des Jahres.
Noch stehen Reste des Betonskeletts der alten Volkshochschule an der Hollestraße, aber das dürfte sich in wenigen Wochen erledigt haben. Dann wird erstmals die Dimension der innenstadtnahen Fläche deutlich, die demnächst frei wird für eine Neubebauung. Die Essener Stadtplaner und Wirtschaftsförderer und auch einige Essener Projektentwickler haben schon eine sehr konkrete Folgenutzung im Auge: Wie schön wäre es doch, wenn hier die neue Weiterbildungsakademie der nordrhein-westfälischen Sparkassen entstünde, für die derzeit ein geeigneter Bauplatz gesucht wird.
Natürlich geschieht diese Suche landesweit, aber in aller Bescheidenheit: „Es dürfte schwer werden, einen Standort zu finden, der so ideal geeignet ist“, wirbt Planungsdezernent Hans-Jürgen Best. Die alte VHS sei wegen der fußläufigen Nähe zum Hauptbahnhof perfekt an den öffentlichen Fernverkehr angebunden, mehrere Autobahnen sind jeweils nur wenige Kilometer entfernt. Hotels von nobel bis einfach gibt es in bequemer Rollkoffer-Entfernung gleich im Dutzend, zwei weitere große Unterkünfte - ebenfalls ganz in der Nähe - sind fest projektiert.
Planungsdezernent schwärmt von einer „Achse der Weiterbildung“
„Die Sparkassen-Akademie wäre hier zudem in bester Gesellschaft“, sagt Best und schwärmt von einer „Achse der Weiterbildung“ gemeinsam mit den Nachbarn „Haus der Technik“ und der privaten FOM Hochschule mit ihren berufsbegleitenden Studien. Rund 21 000 Teilnehmer pro Jahr nehmen an den Lehrgängen und Tagungen der Sparkassen-Akademie teil, viele blieben mehrere Nächte, brächten den Hotels Umsatz, könnten einen hoffentlich guten Eindruck von Essen gewinnen und den einen oder anderen Euro in der Stadt lassen.
Allein: Essen steht selbstredend nicht allein auf der Matte. Fast alle Nachbarstädte und noch viele weitere NRW-Kommunen haben sich bei dem Münsteraner Architekturbüro beworben, das im Auftrag des rheinischen und des westfälisch-lippischen Sparkassenverbands die Suche koordiniert. Am 1. August endet die Bewerbungsfrist, und Architekt Christoph Ellermann hat immerhin rund 100 Anfragen auf dem Tisch, ernstzunehmende detaillierte Konzepte gebe es zwischen 30 und 40.
Ein unbestreitbarer Nachteil ist das fehlende Grün
Bis Ende des Jahres soll das üppige Angebot vor Ort gesichtet werden, wobei zu hoffen ist, dass Essen nicht gerade an einem trüben Novembertag dran ist. Dann kann die Gegend um die alte VHS ziemlich öde aussehen. Ein unbestreitbarer Nachteil ist: Es fehlen Grün und eine gefällige direkte Umgebung. Aber perfekte Bahnanschlüsse und die Infrastruktur einer Großstadt sind halt selten im Wald zu finden, gibt Best zu bedenken.
„Vom Grundsatz her rechnen wir uns gute Chancen aus“, sagt Dietmar Düdden, Geschäftsführer der Essener Wirtschaftsförderung, den wohl auch die Aussicht auf rund 80 feste neue Arbeitsplätze vom Hausmeister bis zum Akademiedirektorin fröhlich stimmen würde - und jede Menge Dienstleister und freie Referenten kommen noch hinzu
Gibt es denn schon eine Art Favoriten? Der koordinierende Architekt Christoph Ellermann lässt sich da natürlich noch nicht in die Karten gucken. „Wir beraten unseren Auftraggeber objektiv nach einem Scoring-Modell, in dem Punkte für verschiedene Anforderungsprofile vergeben werden“. Die Anbindung an Verkehrswege und Hotels und eine gute Erreichbarkeit des Standorts aus allen Teilen Nordrhein-Westfalens spielt dabei sicherlich eine wichtige, aber eben nicht die alleinige Rolle.
Kölbl-Kruse und die Hopf-Gruppe stehen in den Startlöchern
Klar ist: 7000 Quadratmeter Nettogrundfläche braucht die Akademie, die in ihrer künftigen Zentrale als Langzeitmieter auftreten will und derzeit auf zwei Standorte in Münster und Düsseldorf verteilt ist. Auf dem alten VHS-Grundstück wäre diese Größenordnung kein Problem. Die Investitionssumme beziffert Ellermann noch vorsichtig zwischen zehn und 20 Millionen Euro. Wer der Glückliche wird, soll spätestens Ende des Jahres feststehen, für Anfang 2018 ist der Umzug ins neue Haus geplant.
Gleich drei Immobilienentwickler würden übrigens gerne im Auftrag der Sparkassen auf dem alten VHS-Gelände bauen: die in Essen ansässigen Unternehmen Kölbl-Kruse und Hopf-Gruppe sowie „Die Developer“ aus Düsseldorf. Weitere Essener Grundstücke sind auf Ellermanns Vorschlagsliste, sie gelten aber als wenig chancenreich.