Essen. Fußballlegende Willi „Ente“ Lippens, der ehemalige Essener Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger und Bundesligaspielerin Caro Hamann von Schönebeck erinnern sich vor dem Duell mit Argentinien an frühere Endspiele bei Weltmeisterschaften mit deutscher Beteiligung. Für den legendären Flügelstürmer von Rot-Weiss Essen kann es nur eine Weltmeisterschaft geben.

Den entscheidenden Pass spielte ein späterer Weltfußballer. Lothar Matthäus hatte im Finale der Weltmeisterschaft 1990 viel Platz auf dem Rasen von Rom – die Argentinier stellten vor lauter Ehrfurcht für ein paar Sekunden das Verteidigen ein. Mit dem Außenrist passte er den Ball genau in den Lauf von Rudi Völler, der fiel geschickt im Strafraum. Elfmeter. Andreas Brehme verwandelte, Deutschland war zum dritten Mal Weltmeister. An diesem Sonntag steht die Nationalmannschaft erneut in einem Finale den Argentiniern gegenüber. Vorher wird aber auf dieser Seite noch etwas in Erinnerungen an Endspiele mit deutscher Beteiligung geschwelgt.

„Die Weltmeisterschaft 1990 war ein unglaubliches Gefühlserlebnis“, so schildert es der frühere Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger. „Das Turnier im Anschluss an die Wiedervereinigung, da passte einfach alles zusammen.“ Reiniger erinnert sich vor allem – mag es auch wie eine Phrase klingen – an die geschlossene Mannschaftsleistung der Deutschen, bei denen kein Spieler über allen stand. „Klar war Matthäus ein super Fußballer, aber nach meiner Empfindung war das eine sehr homogene Truppe.“

Rekordtorschütze Willi Lippens

Für Willi „Ente“ Lippens kann es nur eine Weltmeisterschaft geben. Was vor allem daran liegt, dass der legendäre Flügelstürmer von Rot-Weiss und Borussia Dortmund nie an einer teilnehmen durfte. 92 Mal traf er in der Bundesliga für Essen, so oft wie kein anderer. Aber eine WM blieb dem gebürtigen Klever mit niederländischen Pass verwehrt. „Dabei hätte 1974 mein Turnier werden können“, sagt Lippens, der schon seit vielen Jahren in Bottrop ein Restaurant führt und Ehrenmitglied bei Rot-Weiss ist. Drei Jahre zuvor debütierte er für die niederländische Nationalmannschaft gegen Luxenburg und erzielte sogleich einen Treffer – es sollte sein einziger Auftritt im Trikot von Oranje bleiben. „Für die anderen war ich kein richtiger Holländer“, erinnert sich Lippens.

Er hätte auch für die deutsche Nationalmannschaft spielen können, doch sein Vater verbot ihm das damals. So erlebte der begnadete Fußballer das Finale der WM ‘74 im Urlaub auf Mallorca und musste Mitansehen wie die Holländer gegen Deutschland 1:2 verloren. Noch heute ist sich Lippens sicher: „Gegen meinen Freund Berti hätte ich das ein oder andere Tor machen können.“ Es sollte nicht sein, Berti Vogts durfte den Pokal in den Himmel von München recken. Die Verärgerung über die Nichtberücksichtigung ist vierzig Jahre danach verflogen. „Das ist kein Thema mehr, die Geschichte ist vorbei.“ Beim Finale am Sonntag drückt Lippens der deutschen Mannschaft die Daumen und rechnet mit dem vierten Weltmeistertitel der DFB-Elf. „Deutschland ist der Favorit.“

Niederlage in Japan gegen Brasilien

Aus einer ganz anderen Fußballgeneration stammt Caro Hamann, Mittelfeldspielerin beim Bundesligisten SG Essen-Schönebeck. Die 26-Jährige erinnert sich noch an das bisher letzte Endspiel der Nationalmannschaft. Es war die Niederlage in Japan gegen Brasilien, 0:2 durch zwei Treffer von Ronaldo und den unvergesslichen Fehlgriff von Oliver Kahn. „Ich habe das Spiel auf der Glückauf-Kampfbahn in Gelsenkirchen gesehen“, sagt sie. „Das mit der Niederlage war natürlich sehr schade, aber es war cool, dass Deutschland überhaupt ins Finale gekommen ist.“ Auch in Essen schauten tausende Menschen auf dem Parkplatz vor der Grugahalle zu.

So wird es auch am Sonntag wieder sein – nur dieses Mal drinnen in der Halle. Das Public Viewing ist bereits ausverkauft. Nicht nur dort werden die Menschen auf Titel Nummer vier für Deutschland hoffen.