Santo Andre. Deutschland gegen Argentinien - zum dritten Mal in der WM-Historie kommt es zu diesem Duell im Finale - kein Endspiel gab es häufiger. 1986 siegten die Südamerikaner, 1990 triumphierte das Team von Franz Beckenbauer. Und jetzt? Krönt sich Lionel Messi oder feiert Löw den nächsten großen Sieg.

Jetzt wollen sich die deutschen WM-Stars auf dem Weg zum Titel auch von Lionel Messi nicht stoppen lassen. Nach dem Halbfinal-Erfolg der Argentinier gegen die Niederlande freute sich Bundestrainer Joachim Löw auf die dritte Finale-Auflage des Weltmeisterschafts-Klassikers. "Europa gegen Südamerika - eine reizvolle Konstellation", äußerte der Bundestrainer in einer ersten Reaktion nach dem argentinischen 4:2-Krimi im Elfmeterschießen. "Argentinien ist defensiv stark, kompakt, gut organisiert", stellte Löw fest: "In der Offensive haben sie überragende Spieler wie Messi und Higuain. Wir werden uns gut vorbereiten und freuen uns auf Rio."

Das Endspiel gegen die Argentinier findet am Sonntag (21.00 Uhr/ARD) im legendären Maracanã-Stadion statt, in dem die DFB-Elf das Viertelfinale gegen Frankreich für sich entschied. Die Final-Bilanz gegen die Albiceleste ist ausgeglichen. Deutschland verlor das WM-Endspiel 1986 in Mexiko gegen Argentinien mit dem damaligen Weltstar Diego Maradona mit 2:3. Vier Jahre später revanchierte sich die deutsche Mannschaft unter DFB-Teamchef Franz Beckenbauer im Finale von Rom mit einem 1:0-Erfolg. Jetzt Auflage Nummer drei - keine andere Finalpaarung gab es so oft

Hummels rechnet mit Finalteilnahme

Doch nie durfte eine deutsche Mannschaft mit einem solchen Schwung aus dem Halbfinale das letzte Turnierspiel angehen. Das sensationelle Jahrhundertspiel gegen Brasilien nimmt die gereifte deutsche Fußball-Nationalmannschaft zwar als klares Zeichen der Stärke am Freitagabend mit auf den Sonderflug nach Rio de Janeiro. Doch beim Feintuning wurde das 7:1-Torefestival gegen den noch immer geschockten Weltmeisterschafts-Gastgeber höchstens noch am Rande behandelt. "Das Finale wird verdammt hart. Es sollte sich niemand darauf einstellen, dass es noch einmal in ähnlicher Weise leicht wird wie gegen Brasilien", warnte Mats Hummels, der trotz einer Knieblessur fest mit seiner persönlichen Finalteilnahme rechnet.

Sorge vor zu viel Euphorie nach dem rauschenden WM-Fest gegen Brasilien hat keiner im Team. "Wir wissen, wie es ist, so ein Finale kann in beide Richtungen gehen und trotzdem: Wir sind überzeugt und wir gehen natürlich mit Selbstvertrauen nach Rio", betonte Kapitän Philipp Lahm. "Aber da geht es wieder von 0:0 los", mahnte der in 112 Länderspielen geprüfte Münchner vor der faszinierenden Partie am Sonntag (21.00 Uhr/ARD) im ausverkauften Fußball-Tempel Estádio do Maracanã.

Wie immer wird Chef Löw von der Scouting-Abteilung neben vielen Fakten auch eine Taktik vorgeschlagen bekommen, mit der man Superstar Lionel Messi und dessen Team beikommen kann. "Die Entscheidungen treffen dann wir Trainer", erklärte der auch auf seine persönliche Krönung hoffende Löw. Einmal Zweiter (EM 2008), zweimal Dritter (WM 2010, EM 2012) - jetzt will der Freiburger endlich in den Kreis der WM-Titeltrainer Sepp Herberger (1954), Helmut Schön (1974) und Beckenbauer (1990) aufrücken.

Mit "breiter Brust" nach Maracana

Natürlich folgen die Spieler nun "mit breiter Brust" (Jérome Boateng) auch für das Finale Löws Konzept. Am Donnerstag steht in Santo André zur Anstoßzeit um 16.00 Uhr (Ortszeit) die erste praktische Gegnerschulung auf dem Trainingsprogramm. Zuvor berichten Löw-Assistent Hansi Flick, WM-Toptorjäger Miroslav Klose und Abwehrspieler Benedikt Höwedes bei der Pressekonferenz über den Stand der Finale-Vorbereitung.

"So ein Spiel wie das Halbfinale kann und wird es nicht werden. Der Gegner wird sich im Finale gegen uns ganz anders präsentieren", betonte der Bundestrainer. Der überragende Torhüter Manuel Neuer rückte das 7:1 gegen Brasilien auch nochmals zurecht: "Wir dürfen uns von dem Ergebnis nicht blenden lassen. Wir stehen im Finale, viele Mannschaften würden gerne mit uns tauschen. Wir freuen uns darüber, wissen aber, dass wir trotzdem noch nichts erreicht haben." (dpa)