Essen. „14/18 – Die Welt in Brand“: Studierende der Folkwang-Universität und Filmemacher Adolf Winkelmann zeigen Theatercollage zum Ersten Weltkrieg vor der imposanten Kulisse der Kokerei Zollverein.
Als der Erste Weltkrieg ausbricht, ist Zollverein noch nicht die Bauhaus-inspirierte Zeche mit Welterbe-Aussicht, aber längst schon ein Synonym für die Industrialisierung schlechthin. Zeitgleich wird der Name Folkwang ein Begriff für die Verbindung der Künste, wird praktisch der Gegenentwurf zu Zerstörung und Ausgrenzung, wird Ausdruck für Weltoffenheit und Bürgersinn.
Und wie beide nun zusammenkommen, die Kokerei Zollverein als imposante Kulisse und die jungen Schauspiel-Studenten, Tänzer und Jazzmusiker der Folkwang Universität, entsteht als Begleitprogramm zur derzeit laufenden großen „1914“-Ausstellung im Ruhr Museum eine „Theatercollage in Bewegung“, die das Publikum nicht nur auf eine historische Zeitreise einlädt, sondern mitnimmt auf einen besonderen Ausflug zwischen Zeit und Raum, zwischen Feldpost und Multimedia-Botschaft, zwischen Salzlager-Bühne und Koksofenbatterien, in deren Wasserbecken sich Baptiste Bersaux und Valentina Lucia Herod zunächst wie zwei anmutige Todesvögel bewegen.
Zwei große Videoleinwände
„Stillgestanden, Helm ab zum Gebet“ heißt es danach im zackigen Kommiss-Ton. Pickelhaube und Zylinder machen aus den jungen Folkwänglern Menschen von Gestern mit dem Abstand von Heute; Soldaten, Mütter, U-Boot-Matrosen. Manche brennen für die Sache, rufen „Hurra“, andere sind längst ausgebrannt vom Überlebenwollen. So entsteht unter der Regie von Johannes Klaus und Adolf Winkelmann ein musikalisch und szenisch angereicherter Episodenbogen nach der Vorlage des Wuppertaler Autors Gerold Theobalt. Seine Collage eint Menschen und Schicksale, Geschichte und Geschichten, von Remarques „Im Westen nichts Neues“ zu Pasternaks „Doktor Schiwago“.
„14/18 – Die Welt in Brand“ ist kein zaubrisches Raumtheater, kein ehrgeiziges Bilder-Spektakel wie einst das „Ruhrwerk“ in der Jahrhunderthalle sondern der Versuch, uns die Gefühle, die Gedanken, die Angst und auch die Euphorie der damaligen Tage nahe zu bringen. Das funktioniert vor allem über zwei große Videoleinwände, die Filmemacher Adolf Winkelmann und Studierende des Instituts für Bewegtbildstudien der FH Dortmund mit filmischen Interventionen bespielen. Historische Bildaufnahmen und moderne Technik gehen da Hand in Hand. Nah zoomt die Kamera an die Gesichter und Seelen heran, bis uns die Sätze wieder nah gehen. Autoren wie Ford Madox Ford und Michael Bulgakow liefern dafür ebenso die Vorlage wie Künstler von Otto Dix bis Max Beckmann.
Projekte zur "1914"-Schau
Weitere Vorstellungen:14. bis 17. Juli, 20.30 Uhr im Salzlager, Arendahls Wiese, Karten (20/erm. 15 € ): 8122-200.
Weiteres Projekt zur „1914“-Schau: Das niederländische Theaterkollektiv Hotel Modern spielt Szenen aus dem Ersten Weltkrieg als Live-Animationsfilm nach. 6./7. Juli, 20 Uhr, Salzlager der Kokerei.
Die Essener Produktion wird im September auch in Palästina zu sehen sein.