Drei Uraufführungen an einem Abend und alle drei von den bekannten Folkwang-Größen Urs Dietrich, Susanne Linke und Rodolpho Leoni! Die Choreografen hatten die Werke für den dritten und vierten Jahrgang ihrer Studenten geschaffen, die sich damit ihren Abschluss verdienten. Und das buchstäblich: Es wurde geschliffene Tanzkunst, Ausdrucksintensität und Ausdauer am laufenden Meter in der Neuen Aula der Werdener Kunstschmiede gezeigt.
Urs Dietrich, bekannt als langjähriger Leiter des Bremer Tanztheaters, ließ vier Studenten des Masterstudienganges sein Werk „Durch die Brille...“ aufführen. Unter dem harten Licht der Scheinwerfer sah man sie blitzschnell agieren. Eruptionen zur aufgeregten Musik, quirlig, dennoch unterkühlt, einer gestörten Kommunikation gleich, bei der am Schluss sich zwei Leute gegenübersitzen, jeder ins Handy sprechend, und das noch in einer fremden, unverständlichen Sprache. Ein Abbild unserer Zeit.
Mit den Ideen und Improvisationen von 16 Tänzern schuf Susanne Linke das Opus „Ein Stein....“. Auch hier erlebte man ideenreiche Bewegungen, die mit Tempo ausgeführt wurden. Der Stein, der dem Werk den Titel gab, lag einmal im Weg, ein andermal wurde er herumgereicht, fiel zu Boden oder diente dazu, Aggressionen loszuwerden. Einmal versuchte eine Tänzerin, die Gravitationsgesetze zu erläutern, doch ihre Rede ging im praxisnahen Ausprobieren körperlicher Gesten unter. Zackige Bewegungen zu elektronischen Klängen.
Rodolpho Leonis „Moments and Situations“ forderte den 17 Studenten das Letzte ab: 45 Minuten schnelle und furiose Bewegungen mit komplizierten Verschlingungen, Verrenkungen, ungewöhnlichen Bewegungen. Welch ein Ideenreichtum an Bewegungsmustern! Im lila Glitzeranzug traten die Tänzer auf, passend zur Künstlichkeit des Sounds. Abgehackte, ruckende und zuckende Gesten zum Rhythmus der Klänge. Ein sehr ungewöhnliches, in sich homogenes Werk, das ebenfalls die Zeichen der Zeit aufgenommen hat. Jedes der Werke wurde mit Jubel aufgenommen.