Essen/Bochum. Matthias Völkel stürzte am Pfingstmontag schwer auf einem Radweg in Essen-Katernberg. Er hatte zu spät gesehen, dass über dem Weg zwei Spanngurte angebracht waren. Die Polizei sucht weiter nach Zeugen für den ungewöhnlichen Unfall. Der Bochumer brach sich beide Ellenbogen und hat jetzt noch wochenlang Schmerzen.

Es sind diese Vorgänge, die meist nur ein paar Zeilen lang sind, kurze Meldungen von Unglücken und Unfällen, so wie dieser hier: Radler stürzt auf Radweg über gespannte Seile, Zeugen gesucht.

Matthias Völkel (28) ist jetzt wiederholt an den Schauplatz seines Unglücks hingefahren, neulich hat er Zettel aufgehängt: „Ich bitte jeden, der etwas zur Aufklärung dieses Verbrechens beitragen kann, sich umgehend bei der Polizei zu melden. Vielen Dank!“ Völkel schreibt: „Verbrechen“. Er schreibt nicht: „Dumme-Jungen-Streich“.

Über den Lenker auf den Boden geflogen

Am frühen Abend des Pfingstmontag war er mit dem Rad von Bochum aus nach Essen unterwegs, er fuhr von der Jahrhunderthalle die Erzbahntrasse entlang bis aufs Essener Stadtgebiet, später fuhr er den Emscher-Park-Radweg zurück, und kurz hinter der Zeche Zollverein 3/7/10 in Katernberg, dem kleinen Zollverein sozusagen, da passierte es: Völkel fuhr mit gut 35 Stundenkilometer den Radweg entlang, es ging leicht bergab, und an der Radweg-Brücke, die über die Grundstraße führt, da versperrten zwei dünne Spanngurte den Weg. „Vielleicht fünf Meter hatte ich noch zum Bremsen“, erinnert sich Völkel, die Bremsen an seinem Rad funktionieren gut, das Rad hielt abrupt, er flog über den Lenker auf den Boden.

Die Polizei hat noch keine heiße Spur

Die Polizei, die den Vorgang am Ende der vergangenen Woche öffentlich machte, sucht weiter nach Zeugen, die etwas Verdächtiges gesehen haben am Pfingstmontag gegen 19.30 Uhr. Schauplatz ist die Radwegbrücke an der Grundstraße in Katernberg, nicht weit entfernt von der Einmündung der Kraspothstraße.

Völkel selbst hat eine Jugendgruppe gesehen, die sich vor der Tat an der Brücke aufhielt. Wer konkrete Hinweise hat: Tipps an die Polizei, 0201/8290

Es muss etwa halb Acht am Abend gewesen sein, Passanten riefen Polizei und Notarzt, doch Völkel sagte: Ins Krankenhaus müsse er nicht, er sah zu, dass er nach Hause kam. Zu allem Unglück zog gerade der Sturm herauf, mit viel Glück und Hilfe von Leuten, die einen Kombi hatten, wurde der verletzte Doktorand nach Hause gefahren, das Rad hinten im Auto. „Erst am nächsten Tag“, sagt Völkel, „kamen die Schmerzen.“

Innere Blutungen, Blutergüsse und Schürfwunden

Er konnte seine Arme nicht mehr bewegen - und ging nun doch in die Notfallambulanz. Diagnose: Beide Ellenbogen sind gebrochen, es gibt innere Blutungen, Blutergüsse und Schürfwunden am ganzen Körper. Völkel muss nicht im Krankenhaus liegen, aber beide Arme sind verbunden, er hat ständig Schmerzen, einfachste Bewegungen tun weh, der Alltag ist plötzlich voller Hindernisse. Alles muss jetzt ganz langsam gehen, und wer ihm die Hand geben möchte zur Begrüßung, dem entgegnet Völkel leise: „Vorsichtig, bitte.“ Der Händedruck könnte schmerzen. Das soll, sagen die Ärzte, noch geschlagene sechs Wochen so bleiben.

Die Radtour war Teil seines Trainings. Völkel ist ambitionierter Sportler, übt für einen „Ultra-Marathon“ im Herbst, 70 Kilometer wollte er laufen in sechs Stunden. Er hatte sich Chancen auf die Deutsche Meisterschaft ausgerechnet. „Das kann ich jetzt wohl vergessen.“