Essen. Ein maskierter Mann hat am Dienstagmorgen den Ladenbereich des Prison-Schrottplatzes gestürmt und fünf Mitarbeiter unter vorgehaltener Waffe zur Herausgabe der Kasse gezwungen. Als sich die Bedrohten zur Wehr setzten, gab der Täter drei Schüsse ab und floh. Verletzt wurde niemand.
Kai Süselbeck
Ein bewaffneter Räuber hat in einer Schrottfirma an der Hövelstraße in Bergeborbeck die Kasse geraubt, stieß dabei aber auf unerwarteten Widerstand. Fünf Mitarbeiter lieferten ihm einen harten Kampf und verfolgten ihn bis auf das M1-Gelände. Ein Angestellter kam mit einem Knalltrauma ins Krankenhaus.
10.15 Uhr, Kaffeepausenzeit in Deutschland. Jörg Seliger (44), Manfred Nießen und drei weitere Mitarbeiter sitzen im Büro des Schrottplatzes an der Hövelstraße, die Tassen in der Hand - und können durchs Fenster zusehen, wie sich ein Mann vor der Tür eine Maske übers Gesicht zieht. Sekunden später steht er im Büro und brüllt: „Ich will hier niemanden verletzen! Ich will nur das Geld!” „Wir haben gedacht, der will uns verkohlen”, sagt Seliger. Ein Kollege greift sich einen Stuhl und zieht ihm dem Räuber über den Schädel. Der geht zu Boden, rappelt sich aber auf und schießt zweimal.
Die Mitarbeiter flüchten nach draußen, schließen aber vorher alle Türen ab. Dann steht Jörg Seliger vor dem Fenster und der Räuber allein im Büro. „Du kommst hier nicht mehr raus!”, ruft er dem Räuber zu. Der hebt die Waffe („9 Millimeter Automatic”, vermutet einer der Zeugen) und drückt ab. Während die Scheibe splittert, hechten Seliger und seine Kollegen in Deckung. Der Räuber öffnet ein Seitenfenster und flüchtet an den geduckten Mitarbeitern vorbei Richtung M1-Gewerbegebiet. Seliger und ein Kollege springen in ein Auto und verfolgen den Mann querfeldein, bis die Frontschürze des Wagens auf einem Buckel aufsetzt. „Das war's dann.” Seliger zuckt die Schultern: „Dann war er weg.” Auch die Polizei findet keine Spur von dem Mann, obwohl sie eine Großfahndung auslöst und den Polizeihubschrauber „Hummel” in die Luft schickt. Der Mann an der Kasse erleidet durch einen Schuss ein Knalltrauma und wird ins Krankenhaus gebracht. Die Chefin wird später feststellen: Der Räuber hat vor seiner Flucht die Kasse geleert.
Der Mann war etwa 1,80 Meter groß, schlank, schwarz gekleidet und vermutlich südländischer Herkunft. Ein Zeuge hat auf der Flucht beobachtet, wie sich der Täter die Maske vom Gesicht gezogen hatte.Er wird dringend gebeten, sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen. Das Kriminalkommissariat 31 ermittelt. Hinweise: 8290.
Waren die Jungs vom Schrottplatz nun mutig oder leichtsinnig? Für die Polizei ist die Frage eindeutig beantwortet. „Wir raten immer, dem Räuber im Zweifel nicht in den Arm zu fallen”, sagt Polizeisprecher Lars Lindemann. „Auch dieser Fall zeigt: Das kann leicht ins Auge gehen.”