Essen. . Es werden keine Soldaten nach Essen kommen, um bei den Aufräumarbeiten nach dem Orkan mit anzupacken. Die Stadt Essen hatte die Hilfe vom Verteidigungsministerium am vergangenen Freitag angefordert. Fest steht auch, dass die Stadt finanzielle Unterstützung vom Land brauchen wird, sagte OB Paß.

Eine Woche nach Orkan hat das Verteidigungsministerium der Stadt eine Absage erteilt: „Die Bundeswehr kommt nicht nach Essen, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen“, zitiert die Stadt die Antwort auf ihre Anfrage, die sie am vergangenen Freitag gestellt hat. Eine Begründung für die Absage ist bislang jedoch nicht veröffentlicht worden. Stadt und Bundeswehr waren bislang für eine Nachfrage nicht erreichbar.

Fest steht zudem laut Oberbürgermeister Reinhard Paß, dass Essen finanzielle Hilfe vom Land brauchen wird. „Seit Samstag kommuniziere ich mit Ministerpräsidentin Kraft“, sagte Paß. Allein es gebe noch keine Schadenssumme, die er beziffern könne: „Ich könnte mir vorstellen, dass sie im dreistelligen Millionenbereich liegt“, sagte Paß, als er eine erste Bilanz nach dem Sturm zog. Er dankte nicht nur den Helfern, sondern auch den Arbeitgebern, die die zumeist Ehrenamtlichen für die Einsätze freistellten.

Feuerwehr Essen arbeitete 3100 Einsätze ab

„In meinen 35 Jahren bei der Feuerwehr habe ich so ein Unwetter nicht erlebt“, beschrieb Feuerwehr-Chef Ulrich Bogdahn den Spuk, der in 30 Minuten vorbei gewesen sei und die Stadt im Ausnahmezustand hinterlassen habe. Bis Montag hatte die Feuerwehr rund 3100 Einsätze abgearbeitet. Zum Vergleich: „Bei Kyrill 2007 waren es etwa 800“, sagt Bogdahn. Täglich waren bis zu 950 Helfer rund um die Uhr im Einsatz. Dass sie alle es geschafft haben, das „Schadensbild in der Stadt in kürzester Zeit zu beseitigen“, sagt Bogdahn, das erfülle ihn als Feuerwehr-Leiter mit Stolz.

Besorgt hingegen blicken die Verantwortlichen der Stadt derzeit auf die weiterhin bestehenden Gefahren etwa auf Spielplätzen, Friedhöfen oder in Parks. Gefährlich sind dort vor allem abgeknickte Äste, die in den Baumkronen hängen: „Die Gefahr droht jetzt von oben“, sagt Kromberg. So wurde etwa vor drei Tagen ein Feuerwehrmann trotz Helm und Schutzkleidung von einem herabstürzenden Ast verletzt.

Tage 3 und 4 nach dem Unwetter

1/101

Essen forderte die Bundeswehr relativ spät an

Die Wehrleute, die seit einer Woche bis zur Erschöpfung gearbeitet haben, werden nun doch nicht von Soldaten unterstützt werden. Bis zur endgültigen Absage sei das Verfahren höchst komplex gewesen, beschreibt Kromberg. Mehrfach habe die Stadt Anträge für das Verteidigungsministerium ausfüllen müssen. Er erklärt aber auch, warum Essen die Hilfe der Soldaten im Vergleich etwa zu Düsseldorf relativ spät angefordert habe: „Dank der Feuerwehr und deren schneller Reaktion sind große Teile anderer Bereitschaften zur Hilfe gekommen“, sagt Kromberg. 85 Prozent der Helfer waren Ehrenamtliche, was mit Blick auf die Finanzen bedeutet, dass der Einsatz lediglich den Lohnkostenersatz betrage. Die Kosten für die Bundeswehr hingegen beziffert Kromberg auf 110 000 Euro täglich für 230 Soldaten mit Fahrzeugen.

Die Stadt habe sich stattdessen für Fachfirmen entschieden, von denen 85 beauftragt wurden: „Wir benötigten für die Beseitigung der Bäume Spezialisten“, sagt Kromberg. Die Bundeswehr mit ihren Räumpanzern eigne sich vielmehr für „grobmotorische Einheiten.“ Auch wenn die Soldaten nun nicht kommen, so hatte Essen nach dem Sturm eine enorme Hilfsbereitschaft erfahren: 1500 Helfer aus anderen Städten packten bislang mit an. Unwetter

Tag 2 nach Orkan Christian

1/109

Orkan fegte über Essen hinweg

1/24

Chaos nach Festival in Werden

1/36