Düsseldorf.. Sturm “Ela“ hat am späten Abend von Pfingstmontag eine Schneise der Verwüstung an Rhein und Ruhr angerichtet. Zehntausende Bäume rissen um.
Es ist Trauerstimmung im Düsseldorfer Hofgarten. Das Unwetter von Pfingstmontag hat den Park in der Düsseldorfer Innenstadt von einer grünen Oase in einen Kriegsschauplatz verwandelt. Besucher bleiben stumm, angesichts dieser Eindrücke: Wo man hinblickt, sind umgerissene Bäume zu sehen. Baumkronen sind gelichtet, Wiesen und Wege mit einem Teppich aus Laub und Geäst überhäuft. "Gehen Sie nicht in den Park", warnt die Feuerwehr. Weil noch immer Bäume umfallen oder Äste aus Kronen herabfallen könnten. Das gilt auch für viele andere Parks und Wälder an Rhein und Ruhr. Die Schäden dort sind enorm. Die Aufräumarbeiten werden noch Monate dauern. Mindestens.
"Das ist der Holzeinschlag von vier Jahren Forstarbeit", sagt Christoph Menzel, Oberförster bei der Spee'schen Forstverwaltung, der in der Region Düsseldorf mehrere Waldgebiete gehören. 30 bis 70 Prozent des Baum-Bestandes sind in den Wäldern seines Bereichs geschädigt, schätzt Menzel. Genaueres kann er noch nicht sagen: "Wir kommen ja noch nicht rein in den Wald", sagt er: Umgeworfene Bäume versperren die Zufahrten.
Aufräumarbeiten sind schwieriger als nach dem Orkan "Kyrill"
Reinhard Hassel, Chef vom Regionalforstamt Ruhrgebiet, geht davon aus, dass das Unwetter vom Pfingstmontag in den betroffenen Stadtwäldern zwischen Duisburg und dem Dortmunder Westen innerhalb von 20 Minuten die Hälfte der Bäume umgeworfen oder durchzaust hat, wie dort innerhalb von einem Jahr forstwirtschaftlich entfernt werden.
Insgesamt 50.000 Festmeter Holz dürften in den Wäldern alleine im Ruhrgebiet umgeweht worden sein. Hassel sagt, das sei von der Menge her kein Vergleich mit dem Orkantief "Kyrill" im Januar 2007. Doch die Aufräumarbeiten sind ungleich schwieriger. Deshalb geht Hassel auch davon aus, dass die betroffenen Wälder auch über den kommenden Montag hinaus und womöglich für Wochen nicht betreten werden dürfen. Zudem fehlt es an ausgebildeten Waldarbeitern, heißt es in den Forstämtern. Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW will eine Börse einrichten, die privaten Waldbesitzern Fachfirmen vermittelt. Alleine im Ruhrgebiet gibt es mehr als 4000 private Waldbesitzer.
"Die Bäume liegen herum wie beim Mikado", beschreibt Hassel. "Kyrill hatte 2007 vor allem im Sauer- und Siegerland gewütet und dort überwiegend Nadelbestände abgeholzt - jedoch, sagt Hassel, "lagen die Bäume da in Reih und Glied". Nun habe es "zu 95 bis 98 Prozent Laubbaumbestände erwischt", vor allem Eichen und Buchen, sagt Hassel - weil in den hiesigen Wäldern überwiegend Laubbäume stehen. "Die abgerissenen Baumteile müssen rasch entfernt werden", heißt es in Forstkreisen: "Weil sich sonst Pilze bilden, die auch den umliegenden Bestand schädigen können".
Sorge vor Schädlingen durch umgerissene Bäume
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Oberförster Christoph Menzel in Ratingen-Lintorf schätzt, dass es in den bei ihm betroffenen Wäldern noch bis Frühjahr 2016 dauern dürfte, bis die Folgen des Sturms entfernt sind. Umgeworfene Bäume, die noch an ihren Wurzelballen hängen, "können wir noch etwas länger liegen lassen", erklärt er. Sie würden sogar noch eine Zeitlang die Blätter tragen. "Spätestens im kommenden Jahr sind sie dann tot", sagt Menzel. Der Sturm hat die Bäume zum ungünstigsten Zeitpunkt erwischt: "Sie stehen voll im Blatt", erklärt er. Umso größer war die Angriffsfläche für den Wind. "Die Schäden", sagt Menzel, "sind für uns höher als bei Kyrill".
Viel Holz = niedrige Holzpreise? Beim Nadelholz ist das nicht zu erwarten, heißt es bei der Initiative "Holz und Arbeit NRW", der Vereinigung der mittelständische Holz- und Sägeindustrie. "Das Angebot an Nadelrundholz dürfte durch die Unwetter nicht nachteilig beeinflusst worden sein", meint Hubertus Weber von der Initiative.
"Umgewehte Bäume stehen unter Spannung und können platzen"
Beim meist höherwertigen Laubholz dagegen ist der wirtschaftliche Schaden für die Waldwirtschaft enorm. Statt etwa für die Möbelindustrie, ist das jetzt in großer Zahl herumliegende "Sturmholz" bestenfalls für die Herstellung von Spanplatten zu verwenden oder für "Gestellware", also Teile in Möbeln, die man außen nicht sieht. Ein Drittel des Holzes dürfte als Holzschnitzel enden - also also Brennholz.
Schon als tragende Balken für den Bau eigne sich Stumholz meist nicht mehr - "weil sie durch den Sturm herumgerissen wurden und das die Holzfasern in den Stämmen zerreißen kann", erklärt Wolfgang Westenberger vom Regionalforstamt Niederrhein. Das ist mit der Grund, warum die Behörden jetzt vor dem Aufenthalt in Wäldern warnen: "Es hängen noch zu viele lose Äste in den Kronen, die jederzeit herunterfallen können", warnt Westenberger. Doch auch herumliegende Stämme bergen Risiken, auch für die Waldarbeiter: "Umgewehte Bäume stehen unter Spannung und können aufplatzen".
Hintergrund: Warum Stadtbäume so wichtig sind und warum Nachpflanzungen nicht reichen