Essen. . In der Sturmnacht riss eine Platane bei Familie Sperber das Dach auf. Für die Schäden fühlte sich erst niemand zuständig. Es ist eine Geschichte von Hilflosigkeit und Happy End: Eine mitfühlende Stadt-Mitarbeiterin griff schließlich zum Hörer, und die Feuerwehr half.
Erst fegte der große Sturm durch die Backwinkelstraße in Stoppenberg, fällte eine mächtige Platane und warf sie auf das Haus Nummer 75, dann kam die große Hilflosigkeit über Familie Sperber. „Wir haben uns die Finger wund gewählt und niemanden erreicht, der uns helfen konnte“, sagt Heinz Sperber. Das Dach aufgerissen, Wasser im Haus, die Angst vor dem nächsten Regen. „Ich hab’ die ganze Woche kein Auge zugetan“, seufzt Annegret Sperber.
Alles begann mit der Auskunft der Gebäudeversicherung, sie werde den Schaden nicht übernehmen, da es sich um einen Straßenbaum handele, für den mithin die Stadt zuständig sei. Das klang einleuchtend für Heinz Sperber, und weil die Feuerwehr ohnehin im Stadtviertel unterwegs war, sprach er einen der Retter an, bat um Hilfe. „Der erklärte mir dann, dass die Feuerwehr nicht zuständig sei, sondern Grün und Gruga.“
Eheleute fühlten sich veräppelt
Also versuchten die Eheleute nun, den städtischen Grünflächenbetrieb zu erreichen – vergeblich. „Ich verstehe ja, dass die viel zu tun hatten, aber 48 Stunden lang, hatten wir keinen Erfolg“, ärgert sich Heinz Sperber. Dann habe man ihn vertröstet, man müsse sich vorrangig um Kitas und Schulen kümmern. „Dabei hatte die Stadt der WAZ erzählt, erst kämen Straßen dran, dann die Kitas.“ Regelrecht veräppelt fühlte er sich durch den Tipp, das Leck im Dach doch selbst abzudecken. „Bin ich Christo? Ich hätte die Platane ja gleich mit in die Plane einhüllen müssen.“
Notdürftig bastelten die Eheleute von innen eine Dichtung und beteten, dass kein Gewitter kommen möge. In ihrer Verzweiflung rief Annegret Sperber praktisch jeden Verantwortlichen an, „außer den Papst und Frau Merkel“; ihr Tonfall wurde immer ungehaltener.
Schließlich erreichte sie noch einmal Grün und Gruga, wo ihr nun gesagt wurde, dass nach einem Sturm dieser Stärke keineswegs die Stadt den Schaden beseitigen müsse – sondern das Ehepaar selbst. Die Versicherung zahle das. Stadtsprecher Martin Rätzke bestätigt das auf eine Anfrage der WAZ: „Ab Windstärke 8 gilt ein solcher Fall als höhere Gewalt, dafür kann Grün und Gruga nicht in Haftung genommen werden.“
Feuerwehr rückte überraschend an
Der Hauseigentümer müsse die Beseitigung des Baumes selbst organisieren und über seine Versicherung laufen lassen. Der Versicherer der Sperbers bestätigte das jetzt und schickte ihnen einen Gutachter. Bevor die Eheleute aber eine Fachfirma beauftragen konnten, rückte am Freitag überraschend noch die Feuerwehr in der Backwinkelstraße an und entfernte den Baum.
Im Rathaus hatte sich eine mitfühlende Mitarbeiterin nach einem Telefonat mit Frau Sperber der Sache angenommen. Offen ist noch, ob die Versicherung die Kosten für den Feuerwehreinsatz trägt. Sperbers sind erstmal erleichtert, dass der Baum weg ist, und kümmern sich um die Dachreparatur. Ein Anliegen hat Annegret Sperber noch – ihre Stimme klingt jetzt mild: „Ich möchte mich herzlich bei den tollen Feuerwehrleuten bedanken.“