Essen. Ausnahmezustand herrscht nach dem Orkantief „Ela“ auch bei den Essener Dachdeckerbetrieben: In den ersten Tagen gab es Aufträge fast im Minutentakt. Die Unternehmen können die Schäden im Moment meist nur aufnehmen und arbeiten sie nach Priorität ab.
Es ist nicht leicht, Ulrika Sohlmann dieser Tage zu erreichen. Die Dachdeckermeisterin sitzt zusammen mit sechs Mitarbeitern seit Dienstag von früh bis spät im Büro in Byfang und tut nur eines: Aufträge entgegennehmen. Allein am Mittwoch, so schätzt die Geschäftsführerin der Heidrich GmbH, waren es 250 bis 300 Anrufe. Bis Donnerstagmittag summierten sich die Schadensmeldungen seit Montagabend nur in ihrem Betrieb auf 750.
Selten passt das Wort vom Hochbetrieb dieser Tage so gut wie auf die Dachdecker. Selbst große Handwerksbetriebe kommen angesichts der immensen Schäden auf den Dächern nach dem Orkan nicht mehr hinterher. Und jede Baustelle, zu der die 30 Dachdecker von Heidrich rausfahren, ist vorab kaum einzuschätzen. Bei manchen Häusern haben sich nur einzelne Dachziegel gelöst, bei anderen hat der Sturm das halbe Dach abgedeckt oder liegen dicke Bäume mitten im Dachstuhl. „Wir müssen dann nach Schwere des Schadens filtern“, so Ulrika Sohlmann.
Dachdecker hoffen auf Verständnis der Kunden
Doch nicht jeder Kunde habe Verständnis dafür, dass sein Fall vielleicht weniger dramatisch ist als andere. Auch Kunden, die schon vor dem Orkan einen regulären Termin hatten, werden wohl jetzt länger auf ihren Dachdecker warten müssen. „Die meisten verstehen das. Manche sagen sogar, dass wir uns erstmal um die Notfälle kümmern sollen“, so Ulrika Sohlmann.
Oftmals können die Dachdecker derzeit ohnehin die Schäden nur notdürftig reparieren, meist geht es darum, sie für die Versicherung zu protokollieren und Angebote zu schreiben. „Verwaltungstechnisch ist das im Moment der Wahnsinn“, sagt Ulrika Sohlmann, die sicher gestern ihr Büro wieder erst gegen 22 Uhr verlassen hat.
Auch wenn man meinen möchte, der Sturm ist ein Glücksfall für Dachdeckerbetriebe, ist es im Moment vor allem eines: eine Ausnahmesituation, die an die Substanz der Dachdecker geht. Ulrika Sohlmann: „Viele arbeiten schon deutlich länger. Manche bis 20 oder 21 Uhr. Aber wenn einer meiner Mitarbeiter sagt, dass er nicht mehr kann, muss ich ihn vom Dach nehmen. Das wäre ansonsten viel zu gefährlich.“
Wie schnell sie bis gestern vorankommen, darüber hatte Ulrika Sohlmann noch keine genaue Übersicht. „Ich bin über nur über jeden Zettel froh, an den ich einen Haken machen kann.“