Essen. Erneut wurde in Essen ein Reh von frei laufenden Hunden getötet. Der zuständige Jagdpächter, Heinrich Beckmann, ruft die Hundehalter zur Vernunft auf, das Gesetz gibt Regeln für den Auslauf ohnehin genau vor. Dennoch seien viele Besitzer nicht einsichtig oder sagen: „Mein Hund tut so etwas nicht.“
Der Anblick ist entsetzlich. Auf dem Hof von Heinrich Beckmann liegt der Kadaver eines Rehbocks. Die Eingeweide hängen heraus, der rechte Hinterlauf fehlt, die Bisswunden sind am ganzen Körper zu erkennen. Drei Jahre muss er etwa alt gewesen sein und - wie es in der Jägersprache heißt - ein „gut veranlagter“ Achtender, der recht selten vorkommt.
Eine Spaziergängerin hatte das tote Reh im Wolfsbach in Schuir entdeckt und Beckmann sofort benachrichtigt. Als Jagdpächter ist er für weite Teile von Wald und Flur in Schuir mitverantwortlich und auf den Erhalt des Wildbestandes bedacht. Im oben genannten Fall steht für die Tierärztin, die den Bock begutachtete, sowie für Beckmann schnell fest: „Das Tier wurde von mehreren Hunden gerissen.“ Ein derartiger Vorfall ist dem Jäger bedauerlicherweise nicht zum ersten Mal untergekommen.
Hunde im Wald anleinen
Besonders jetzt in der warmen Jahreszeit, wo es die Menschen verstärkt raus in die Natur zieht und sie gern ausgiebig spazieren, bittet er um Rücksicht und appelliert an die Vernunft der Halter: „Hunde im Wald bitte anleinen!“ Zumal Hunde, die nicht gehorchen und nicht abrufbar sind schon per Gesetz nicht abgeleint werden dürften. So heißt es im Landeshundegesetz: Jeder muss sich mit seinem Hund so verhalten, dass niemand erheblich belästigt, gefährdet oder verletzt wird. Der Hund muss in der Nähe des Halters bleiben, damit der jederzeit auf sein Tier einwirken kann.
Erfahrungsgemäß würden sich Hundebesitzer oft uneinsichtig oder tatsächlich unwissend zeigen. „Mein Hund tut so etwas doch nicht“ oder „Ich wusste gar nicht, dass das hier ein Jagdrevier ist“, hört Beckmann immer wieder, wenn er die Hundehalter darauf hinweist, die Tiere bitte anzuleinen. Denn lasse man den Hunden die Möglichkeit zu jagen, seien sie manchmal schneller weg, als die Besitzer reagieren könnten. Und wenn das Wild nicht unbedingt dem Hund zum Opfer fällt, so kann vor allem ein Reh schnell in Panik geraten. Nicht auszuschließen, dass das Tier sich in einem Zaun verfängt oder auf die Straße rennt. Wie das endet, dürfte bekannt sein. Allein in der Umgebung rund um die Meisenburgstraße und den Schuirweg ereignen sich pro Jahr etwa acht bis zehn Wildunfälle.
Zwar diene der Wald laut Landesforstgesetz für jedermann zur Erholung, aber auch hier müssen gewisse gesetzliche Regelungen eingehalten werden. Die der Stadt besagt: „In Wäldern dürfen Hunde außerhalb von Wegen nur angeleint mitgeführt werden.“ Das gibt das geltende Landesforstgesetz ohnehin vor.
Auch Hundekot stellt ein Problem dar
Das Problem mit dem von Hunden gejagtem Wild ist längst nicht das Einzige in der freien Natur. Beckmann ruft generell zu Rücksicht bei Spaziergängen mit Hunden entlang der Wiesen und Felder auf. Vielen Leuten sei nicht bewusst, was auf den Feldern angebaut würde. Nämlich sowohl das Heu und die Silage für Nutztiere, als auch hochwertige Lebensmittel für Menschen.
Beckmann hat entlang der Felder Schilder mit dem Hinweis: „Bitte nicht betreten“ aufgestellt – jedoch werden diese oft übersehen oder einfach ignoriert. Dabei kann eine Verunreinigung des Feldes durch Hundekot, der Millionen von Bakterien enthält, schwerwiegende Folgen haben. Bei Pferden zum Beispiel könne der Verzehr der Ernte sogar zum Tode führen, wie Beckmann berichtet. Wird Obst oder Gemüse auf den Feldern durch Kot verschmutzt, müssen die Ernteerträge vernichtet werden.
Natürlich verlockt ein großes, weites Feld zum Stöckchen- oder Ballspielen mit Hunden, aber landwirtschaftliche Flächen sind eben keine Vergnügungsparks, sondern immer Eigentum eines Landwirtes, der hier Produkte erzeugt, damit seinen Lebensunterhalt finanziert oder Tiere davon ernährt.