Essen. . „Fat Mexican City-Meeting“ heißt das Fest, das die Bandidos in Essen als Familienfeier ausgerufen hatten. So saßen im Hinterhof des Clubhauses neben Rockern in Kutten auch Kinder und ließen sich schminken. Gefiert wurde unter Aufsicht der Polizei, die die Rocker gerade besonders im Blick hat.
Rocker in Kutten sitzen im Hinterhof des Bandidos-Clubhauses an der Wüstenhöfer Straße, zwischen ihnen laufen lachende Kinder umher. In einer Ecke ist ein Kinderschmink-Stand aufgebaut. Dort lässt sich gerade ein kleiner Junge das Logo des FC Bayern aufmalen. Familienfest mit Kinderschminken bei den Bandidos – wenn man zum ersten Mal als Besucher vorbei an den schweren Motorrädern, die vor dem Haus parken, durch die Bar des Clubs den Hinterhof betritt, erwartet einen beim sogenannten „Fat Mexican City-Meeting“ ein Bild, mit dem man so nicht gerechnet hätte.
Einige Meter entfernt sieht es anders aus: An den Zufahrtsstraßen kontrollieren Polizisten die Rocker und ihre Besucher. Sie müssen sich zum Teil an Hauswände stellen, werden abgetastet. Auch Kinderwagen werden durchsucht. Sehr zum Ärger der Bandidos und ihrer Gäste: Sie sprechen von „Schikane“.
Laut Polizei brodelt es in der Rocker-Szene in NRW
Die Polizei Essen sagt, die Kontrollen seien nötig, in der Szene in NRW brodele es gerade und zum Treffen in Essen kämen auch Rocker aus anderen Städten. Im Gegensatz zu manch anderer Revierstadt, in der verfeindete Rocker-Gruppierungen Kämpfe austragen, wirkt die Lage in Essen für Außenstehende ruhig. Peter Elke, Sprecher der Essener Polizei, sagt: „Wir sind in Essen nicht außen vor. Auch hier kann von jetzt auf gleich etwas passieren.“ Die Polizei Essen koordiniert seit Februar 2014 Einsätze gegen Rocker an Rhein und Ruhr.
Auf dem Hof des Clubhauses erklären die Rocker, worum es ihnen bei dem Fest geht: „Nicht jedem Kind in Essen geht es gut“, sagt Martin, der Präsident des Essener Chapters. Der Club setze sich gegen Kinderarmut ein. Darum zählen die Rocker um 14 Uhr die Besucher des Festes und spenden pro Person einen Euro aus der Clubkasse sowie den Überschuss aus dem Verkauf von Getränken und Speisen. Das Geld werde für den guten Zweck eingesetzt – man habe sich zum Beispiel schon an der Aktion „Herzenswünsche“ beteiligt, Weihnachtsgeschenke für Kinder gekauft, deren Eltern sich diese nicht leisten können.
Eine Imageveranstaltung hätten die Essener Bandidos nicht nötig
Neben den Rockern und ihren Familien kämen „ganz normale Menschen“ zu dem Fest, die sich ein Bild von den Bandidos machen wollen. Ist das Fest eine Art Imageveranstaltung? „Nein“, sagt der Präsident, „wir haben es nicht nötig, uns ein besseres Ansehen zu verschaffen.“ Mit den Nachbarn komme man gut klar. „Seitdem wir hier sind, sind die Einbrüche zurückgegangen.“ Auch der Polizei liegen keine Beschwerden von Anwohnern vor.
Die Türsteherszene, Drogen- und Waffenhandel und Prostitution gelten laut Experten als die Geschäftsbereiche der Rocker. „Einzelne Mitglieder der Essener Bandidos sind in diesem Bereich aktiv und uns polizeilich bekannt“, sagt Elke. Der Bandido-Präsident sagt: Schwarze Schafe gebe es überall. Aber: „Wenn wir unser Geld mit Drogen, Waffen und Frauen verdienen würden, dann müssten wir nicht mehr arbeiten.“ Die Männer hätten aber normale Jobs.
Knapp 100 Mitglieder haben die Rocker nach eigenen Angaben in Essen – in einem Chapter und acht Supporter-Clubs. Mehrere hundert Besucher kamen am Sonntag.
Bandidos feiern ihr "City-Meeting"