Essen. Kinder aus Nicht-Akademiker-Familien entscheiden sich seltener für ein Studium als Kinder, deren Eltern einen Hochschul-Abschluss haben. Junge Leute, die sich als Erste in der Familie für ein Studium entscheiden, werden an der Uni Duisburg-Essen von der Beratungsstelle „Arbeiterkind.de“ unterstützt.

Welchen Bildungsweg Kinder einschlagen, hängt zumeist vom Bildungsstand ihrer Eltern ab, betonen Experten. Belegt wird dies erneut durch eine aktuelle Studie des Deutschen Studentenwerks, nach der von 100 Akademiker-Kindern 71 ein Hochschulstudium beginnen. Bei 100 Kindern aus nicht-akademischen Elternhäusern sind es nur 24. Für mehr Chancengleichheit in Sachen Bildung macht sich die Initiative „Arbeiterkind.de“ stark, die junge Menschen unterstützt, die es als Erste in ihrer Familie in einen Hörsaal zieht. Cara Küffner, selbst Tochter eines Schichtarbeiters, berät Schüler und Studenten im Auftrag von „Arbeiterkind.de“ in Essen. Ihr Büro findet man an der Uni.

Soll ich studieren oder lieber, wie meine Eltern es mir raten, eine Ausbildung machen? Wie soll ich ein Studium überhaupt finanzieren? Ich weiß nicht, ob ich ein Studium schaffe. Fragen, Bedenken, die an Küffner herangetragen werden. Mehr als jeder Zweite, der an der Uni Duisburg-Essen eingeschrieben ist, kommt aus einer Familie, in der ein Studium bisher keine Option war. Wer diesen Schritt als Erster wagt, kann in Sachen Uni nicht auf einen familiären Erfahrungsschatz zurückgreifen, hat zumeist keine Eltern, die über hilfreiche Netzwerke verfügen und geht ein Studium daher oft mit einer größeren Unsicherheit und mehr Selbstzweifeln an als Kommilitonen aus Lehrer- oder Rechtsanwalts-Haushalten.

"Es gibt für alles eine Lösung"

Küffner unterstützt „Bildungs-Pioniere“ mit einer eingehenden, kostenlosen Beratung und vielen Hinweisen auf weitere nützliche Adressen und Anlaufstellen. Bei ihrer Arbeit lernt die 37-Jährige junge Menschen kennen, „deren Eltern stolz sind auf das, was ihr Kind vorhat. Das ist sicherlich die Mehrheit. Aber es gibt auch welche, die ein Studium nicht unterstützen, weil sie nicht wissen, was am Ende dabei herauskommen soll“.

Ein Hauptthema in der Beratung sei immer die Finanzierung einer Hochschul-Ausbildung. „Da gibt es die Angst, Schulden machen zu müssen. Außerdem wissen die meisten nicht, wie viele Stipendien es gibt und wo man hierfür Anträge stellen kann.“ Küffner wird in ihrer Arbeit von Mentoren unterstützt. Ehrenamtlern, Studenten, Berufstätige oder Rentner, die für „Arbeiterkind.de“ auch in Essener und Duisburger Schulen beraten und mit Ständen auf Ausbildungsmessen präsent sind. Cara Küffner wiederum unterstützt die 20 „Arbeiterkind.de“-Gruppen, die es mittlerweile in NRW in Hochschulstädten gibt. Wichtig ist ihr: „Wir überreden niemanden zum Studium. Wir möchten, dass sich junge Leute klar darüber werden, wohin sie beruflich wollen.“ Und egal, welches Problem jemand hierbei sehe: „Es gibt für alles eine Lösung. Wir finden sie.“

5000 ehrenamtliche Mentoren

Das Internetportal „Arbeiterkind.de“ nahm 2008 seine Arbeit auf. Entwickelt wurde das Angebot von der Gießener Doktorandin Katja Urbatsch und vier Mitstreitern. In ihrem Buch „Ausgebremst. Warum das Recht auf Bildung nicht für alle gilt“ (Heyne, 2011) beschreibt Urbatsch, auch aus eigener Erfahrung, warum die soziale Herkunft den Bildungsaufstieg bestimmt.

„Arbeiterkind.de“ ist deutschlandweit heute an 70 Standorten vertreten, darunter in Essen. 5000 ehrenamtliche Mentoren engagieren sich für die Initiative, beraten Schüler und Studenten und helfen auch beim Berufseinstieg.

Cara Küffner von „Arbeiterkind.de“ erreicht man an der Universität Duisburg/Essen unter 183 6290 und: kueffner@arbeiterkind.de. Weitere Infos und Ansprechpartner im Netz: www.arbeiterkind.de