Essen. An der Essener Uniklinik ist das neue Lehr- und Lernzentrum der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen feierlich eröffnet worden. Das Land hat für das neue Gebäude 13 Millionen Euro gegeben. Angehende Ärzte sollen in dem Zentrum möglichst realitätsnah ausgebildet werden.

Seminare in Dienstzimmern von Oberärzten. Ein „Not-Hörsaal“ mit einer schlechten Beleuchtung – dies gehört an der Medizinischen Fakultät der Universität jetzt der Vergangenheit an. Nach rund zweieinhalb Jahren Bauzeit wurde gestern auf dem Gelände der Uniklinik offiziell das neue Lehr- und Lernzentrum (LLZ) für die rund 1800 Essener Medizin-Studenten eröffnet.

Der 16 Millionen teure Bau an der Virchowstraße 163 a, am südlichen Ende des Klinik-Geländes gelegen, ist vom Land mit rund 13 Millionen Euro finanziert worden. Das restliche Geld kam von der Medizinischen Fakultät – im wesentlichen aus Studien-Beiträgen früherer Studenten-Generationen. Planung und Bauleitung des neuen Zentrums lagen beim Essener Architektur-Büro Brüning.

Neben einem lichtdurchfluteten Hörsaal, in dem 300 Menschen Platz finden, stehen im Gebäude 18 Seminarräume zur Verfügung, in denen Studenten in kleinen Gruppen fit für ihren späteren Arbeitsalltag gemacht werden. Sechs Räume sind über große Spiegel zu drei Doppelräumen verbunden worden. Dies ermöglicht es Studenten und Dozenten, die auf einer Seite stehen, das Geschehen auf der anderen zu verfolgen – etwa eine simulierte Patienten-Untersuchung oder -Behandlung. Wobei die „Kranken“ Schauspiel-Studenten der Folkwang-Universität sind, denen – täuschend echt – offene Wunden an alle erdenklichen Körperstellen geschminkt werden. Über Kameras in den Räumen können die medizinischen Maßnahmen in Bild und Ton aufgezeichnet – und später mit den Studenten besprochen und analysiert werden. Das Ziel: Ärztliche Fähigkeiten sollen so realitätsnah wie möglich eingeübt werden, bevor die Nachwuchs-Mediziner mit echten Kranken arbeiten werden.

Die Autobahn im Schulungsraum

Das Lehr- und Lernzentrum verfügt auch über Übungsräume, in denen an lebensgroßen Plastik-Puppen, nachgebildeten Gliedmaßen oder Organen Diagnosen gestellt werden sollen und Hand angelegt werden kann.

Schuh-Unternehmer Deichmann spendete für die technische Ausstattung

Die Planung und Bauleitung für das Lehr- und Lernzentrum lag beim Essener Architektur-Büro Brüning. Ursprünglich sollte das Zentrum bereits im vergangenen Wintersemester eröffnet werden. Durch den Konkurs des Bauunternehmens, das den Rohbau erstellte, verzögerte sich der Termin.
Seit dem 7. April kann das neue Zentrum von Medizin-Studenten genutzt werden. Der Hörsaal heißt „Deichmann-Auditorium“. Der Essener Schuh-Unternehmer und Arzt Dr. Heinz-Horst Deichmann hat die moderne technische Medien-Ausstattung des Hörsaals mit einer Spende von 300.000 Euro ermöglicht.

Besonders lebensnah wird es in der „Simulations-Arena“. Ein Raum mit einer 270 Grad umspannenden Leinwand. Auf dieser können ärztliche Einsatzorte, wie etwa Autobahnen oder Landstraßen-Kreuzungen, in bewegten Bildern und mit Ton eingespielt werden. Vor dieser Kulisse werden dann auf dem Boden liegende „Verletzte“ von den Studenten notärztlich versorgt.

„Unsere Studierenden profitieren ab sofort nicht nur von dem hohen wissenschaftlichen Niveau unserer Fakultät, sondern auch von praxisnahen Lernbedingungen auf dem neuesten Stand der Technik“, freute sich gestern Mediziner Prof. Joachim Fandrey bei der Eröffnungsfeier. Der Prodekan für Lehre und Studium hatte sich persönlich für das Lernzentrum stark gemacht.