Blick in den Himmel – in der Basilika St. Ludgerus in Werden
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Essen-Werden.. Hoch über Essen-Werden thront die Basilika St. Ludgerus. Sie wurde über dem Grab des Heiligen Liudger Im Jahr 1256 erbaut. Das Gotteshaus ist ein Sinnbild für barocke Schönheit und symmetrische Kirchenarchitektur.
„Gott ist groß und der Mensch ist ein kleiner Sünder, nur ein Sandkorn im Universum“ ist das Erste, was ich denke, als ich die mächtige katholische Basilika St. Ludgerus in Werden betrete. Trüb schimmert der Tag durch die Rosettenfenster in schwindeliger Höhe, als plötzlich ein Sonnenstrahl den sakralen Innenraum in warmes Licht taucht und die anfängliche Verlorenheit verschwinden lässt. Erst jetzt entfaltet sich die Schönheit der kreuzförmigen Emporenbasilika, die mit barocken Altären, Chorgestühlen, Beichtstühlen und der Kanzel reich ausgestattet ist. Allen voran der vor Gold überbordende Hochaltar, an dem sich links und rechts wonnige Engelfiguren tummeln.
Doch der eigentliche architektonische Höhepunkt befindet sich ein paar Meter vor dem Chorhaus mit Hochaltar: Wer hier innehält und den Kopf in den Nacken legt, blickt geradewegs in das Innere des achteckigen Vierungsturmes, dem Schnittpunkt zwischen Langhaus und Querhaus. Die perfekte Symmetrie und die Leichtigkeit des Lichtturms, dessen Achteck die Auferstehung und die Neuschöpfung symbolisiert, lassen die Herzen der Besucher gen Himmel emporsteigen. Das ist Kirchenarchitektur in Vollendung.
Ihre Basilika haben die Werdener dem Heiligen Liudger zu verdanken. 800 nach Christus erwarb der Apostel der Friesen und Sachsen das Stück Land an der Ruhr und gründete hier ein „eigenes“ Benediktinerkloster mit Abteikirche. Lange konnte Liudger, ein Günstling Karls des Großen, hier nicht mehr wirken - bereits neun Jahre später verstarb er und wurde hinter der Abteikirche beigesetzt. Dort werden seine Gebeine bis heute in einer karolingischen Ringkrypta aufbewahrt, die quasi unterhalb des Hochaltares liegt.
Wer die wenigen Treppenstufen in das kleine Gewölbe hinabsteigt, wechselt von der barocken sinnlichen Pracht der Basilika in eine andere Welt. Weiß getüncht sind die Wände, mit symmetrischem zweifarbigem Mosaik ist der Fußboden versehen. Besonders die schlichte Außenkrypta gegenüber der Grabkammer strahlt eine friedliche, besinnliche Ruhe aus.
Basilika St. Ludgerus
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Als Liudger starb, konnte er vermutlich nicht ahnen, dass seine Klostergründung das wirtschaftliche und kulturelle Leben der Umgebung bis heute prägt. Und dass die nach ihm benannte Abtei, die mehr als tausend Jahre später von Papst Johannes Paul II. zu einer „Basilica Minor“erhoben wurde, immer noch auf einer Anhöhe über Werden thront - als weithin sichtbares Zeichen der Größe Gottes.
Das sind die Kunstwerke aus der Schatzkammer von St. Ludgerus
Prachtvoll und einzigartig sind die religiösen Kunstwerke, die in der Schatzkammer neben der Werdener Basilika aufbewahrt werden. Darunter das Werdener Kruzifix, das zu den bedeutendsten Skulpturen des 11. Jahrhunderts zählt. Zahlreiche Kunstwerke stehen der Überlieferung nach in engem Bezug zum Heiligen Liudger, etwa eine Elfenbeinpyxis (Behälter) aus dem 5./6. Jahrhundert, der Liudger-Kelch aus dem 9. Jahrhundert und ein fränkischer Reliquienkasten aus der Zeit um 800 n. Christus. Auch ein Bischofshandschuh, zwei Stoffstücke und ein Gürtel aus dem Grab des Heiligen sind zu sehen.
Im Untergeschoss sind barocke Messgewänder und andere Paramente (im Kirchenraum und in der Liturgie verwendete Textilien) ausgestellt, dazu Handschriften aus der ebenfalls umfangreichen Bibliothek, darunter der berühmte Hugenpoetpsalter. Zu den großen Kostbarkeiten gehören die Überreste eines steinernen Grabaufbaus aus dem 11. Jahrhundert sowie der frisch restaurierte barocke Silberschrein von 1787. Er stammt aus der Amtszeit des Abtes Bernhard Bierbaum und wird heute noch bei der traditionellen Werdener Liudger-Prozession mitgeführt. Die Reliquienprozession findet immer am ersten Samstag im September statt. Das Ludgerusfest wird seit dem Jahre 1128 gefeiert. Es geht auf den 28. Abt von Werden, Bernhard von Wevelinghoven (1125-1138) zurück. Aus Dankbarkeit für die Abwehr einer Hungersnot legte der Abt das Gelübde ab, die Gebeine des heiligen Liudger im Rahmen einer feierlichen Prozession jährlich durch den Ort tragen zu lassen.
Öffnungszeiten: Schatzkammer (ab März 2014) Di-So 10-12 und 15-17 Uhr. Die Basilika kann täglich von 9 bis 18 Uhr besichtigt werden. www.schatzkammer-werden.de
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