Essen. Wenn Prominente wie Uli Hoeneß ins Gefängnis müssen, ist ihnen die Aufmerksamkeit gewiss. Doch wie lebt es sich eigentlich hinter Gittern? In der Justizvollzugsanstalt Essen sitzen knapp 500 Gefangene ein. Ihr Alltag ist geprägt von Verzicht, Einsamkeit und kruden Verbrecher-Hierarchien.

Jeden Tag gehen in Deutschland Hunderte Menschen ins Gefängnis, aber das öffentliche Interesse ist erst dann besonders hoch, wenn es Prominente trifft. Zuletzt Uli Hoeneß, davor Jörg Kachelmann, die Liste ließe sich fortsetzen.

Doch wie geht es im Gefängnis wirklich zu? Ein Blick hinter die Essener Knastkulissen.

Die ersten Stunden

Relativ gelassen sind nur diejenigen, die nicht auf frischer Tat ertappt werden, sondern nach einer Verurteilung freiwillig ihre Haftstrafe antreten. Die haben sich erfahrungsgemäß damit abgefunden, die nächste Zeit eingesperrt zu sein. „Wichtig ist zunächst die Identitätsprüfung“, sagt Herbert Paffrath (63), Leiter der JVA: „Manche bezahlen jemanden, damit er die Strafe für sie verbüßt.“

Nicht selten leiden die Inhaftierten unter starkem Heroin- oder sonstigem Drogenentzug, sie werden zunächst von einem Arzt untersucht. Dann bekommen sie Anstaltskleidung und ein Päckchen. Teller, Suppenschüssel, Besteck sind da drin, außerdem Duschgel, Bettdecke, Handtuch. Insgesamt 40 Teilchen – ihr einziger Besitz für die kommenden Jahre. Die ersten Stunden und Tage sind schwer.

„Am Anfang sind die Männer sehr nervös, rauchen viel“, so Paffrath. Der gebürtige Kölner ist ein erfahrener Mann im Strafvollzug, seit zwölf Jahren arbeitet er in Holsterhausen. Die Kriminellen kommen aus einem Umkreis von 80 bis 100 Kilometern. Vielen, sagt Paffrath, sehe man die kriminelle Energie nicht an: „Mit denen würden Sie sofort ein Bier trinken gehen.“

In der Zelle

Gemütlich geht anders, eingepfercht aber auch: Acht Quadratmeter ist eine Einzelzelle groß, darin Tisch, Stuhl, Bett, Schrank, Kloschüssel, Waschbecken. Wer einen Fernseher möchte, muss dafür bezahlen, nur ein Radio stellt die JVA. Das Fenster ist mit einem Außengitter gesichert, durch die Stäbe fällt der Blick auf einen der fünf Höfe. „Wenn Sie sehen, wie die Lebenslänglichen ihre Zelle mit Fotos und Bildern schmücken – da ist es fast schon kuschelig“, so Paffrath.

In der JVA Essen

Die JVA Essen.
Die JVA Essen. © WAZ FotoPool
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Im Knast zählen andere Faktoren als draußen. Die in vielen Filmen beschriebenen Hierarchien gibt es wirklich. Größe, Kraft, die Zahl der Tätowierungen, Geld, all das spielt für den Status hinter Gittern eine Rolle. Vergewaltiger gelten in der Gefängnisgesellschaft „fast schon als ehrenwert“. Wer sich hingegen an Kindern oder Hunden vergangen hat, ist unten durch. Paffrath: „Der sollte tunlichst alleine duschen gehen.“

Der Direktor arbeitet seit 35 Jahren in Justizvollzugsanstalten. Die Sitten seien früher rauer gewesen: „Damals sah man noch viele Bedienstete mit Pflastern, Verbänden und Armschlingen rumlaufen.“ Heute seien die Wärter nicht mehr die großen Feindbilder. Gefährlich ist der Job trotzdem – nicht selten entdecken sie bei Zellenkontrollen selbstgebaute Stichwaffen.

Gegen die Einsamkeit

Neben Arbeit (etwa in der Küche) und Sport ist der sogenannte Umschluss die beste Möglichkeit, Kontakt zu anderen Häftlingen aufzubauen. Von 17.30 bis 19.30 Uhr können sie sich gegenseitig auf den Zellen besuchen.

Die Gefangenen haben indes kein Recht auf Sex. Einen „Langzeitbesuchsraum“, in dem sich Inhaftierte einige Stunden alleine mit ihrer Partnerin treffen können, gibt es in Essen nicht. Durch das unfreiwillige Zölibat, meint Herbert Paffrath, müssten sie „einfach durch“.