Essen. . Verdi gewinnt die EBE-Betriebsratswahlen trotz der Vorwürfe um Vergünstigungen für Betriebsräte. Bestätigt wurde auch der durch die „EBE-Affäre“ schwer belastete Vorsitzende Thomas Altenbeck. Die Gewerkschaft steht hinter ihm – solange der Staatsanwalt nicht tätig wird.
Man erinnert sich: Ein EBE-Betriebsratsvorsitzender Thomas Altenbeck, der in wenigen Jahren ohne erkennbare Gegenleistung sein Gehalt fast verdoppelte, Dienstwagen für Betriebsräte, die es nicht hätte geben dürfen und der schwere Vorwurf des städtischen Rechnungsprüfungsamtes, es sei „kaum vorstellbar“, dass Altenbeck wegen der Begünstigungen „die Interessen der Mitarbeiter mit dem nötigen Nachdruck gegenüber der Unternehmensleitung vertreten konnte“.
Starker Tobak all das, aber die Belegschaft der Entsorgungsbetriebe zeigte sich von diesen eindeutig dokumentierten Fällen der Günstlingswirtschaft und mutmaßlichen Vorteilsnahme erwartungsgemäß mehrheitlich unbeeindruckt. Bei der jüngst abgehaltenen Betriebsratswahl konnte Verdi 9 von 13 Sitzen im neuen Betriebsrat erobern, und ganz oben auf der Liste standen jene drei Betriebsräte, die in der „EBE-Affäre“ im Feuer stehen.
Im WAZ-Gespräch stellte sich Verdi-Sekretär Markus Neuhaus ausdrücklich hinter das Personal seiner Gewerkschaft: „Man hat von uns erwartet, dass wir unsere Kandidaten schlachten.“ Dafür gebe es trotz der massiven, von den Betroffenen auch nicht widerlegten Vorwürfen keine Veranlassung. Im Raum stehen immerhin Regressforderungen seitens des Unternehmens, die sich auf bis zu 102 900 Euro belaufen - nicht eingerechnet die möglichen Ansprüche gegen den früheren Geschäftsführer Klaus Kunze, der die Vergünstigungen für die Betriebsräte bewilligt hatte.
Fünf Betriebsratsmitglieder sollen erklärt haben, dass sie unter der Listen-Führung ihrer drei Kollegen nicht mehr mitmachen wollten. Altenbeck selbst kandidierte auf Platz 2. Von den 53 Verdi-Vertrauensleuten hatten nur 28 für ihn gestimmt. Eine klare Ohrfeige und ein Indiz dafür, dass auch bei Verdi nicht alle so bedingungslos hinter dem amtierenden Betriebsratsvorsitzenden stehen, wie dieser gerne glauben machen will. Altenbeck könnte es aber letztlich gleich sein: Bei der Betriebsratswahl wird nicht über einzelne Personen abgestimmt, sondern über Listen. Fünf standen diesmal zur Wahl, und damit so viele wie noch nie. Auch das ein Hinweis darauf, dass es im Unternehmen brodelt und zumindest eine starke Minderheit die Umtriebe nicht mehr einfach hinnehmen will. Am Ende war das Ergebnis dennoch eindeutig. Von den 737 abgegebenen Stimmen erhielt die Verdi-Liste 69 Prozent. Die Wahlbeteiligung von 75 Prozent lag um fünf Prozent höher als vor vier Jahren.
„Trotz der negativen Berichte hat die Belegschaft die Arbeit des Betriebsrates honoriert“, kommentierte Thomas Altenbeck. Verdi-Sekretär Markus Neuhaus wagte gar die These, dass Rücktrittsforderungen etwa von CDU-Fraktionschef Thomas Kufen hätten Zustimmung eher befördert. Ob Altenbeck im neuen Betriebsrat wieder für den Vorsitz kandidieren wird, ließ er gestern offen. Auf Platz 1 der Liste steht Sadettin Adigüzel. Gut möglich aber, dass an der Spitze des Gremiums letztlich alles so bleibt wie es ist. Eng werden könnte es für Altenbeck, sollte die Staatsanwaltschaft die Vorgänge als strafrechtlich relevant würdigen. „Dann“, so Verdi-Sekretär Neuhaus, „muss man alles neu bewerten“.