Der durch umstrittenes Geschäftsgebaren bei den Essener Entsorgungsbetrieben verursachte finanzielle Schaden liegt womöglich um ein Vielfaches höher als bislang angenommen: Nach NRZ-Informationen werfen intern vorangetriebene Prüfungen des Entsorgungs-Unternehmens Remondis die Frage auf, ob es auch beim Bau der Hauptverwaltung an der Pferdebahnstraße vor mehr als zehn Jahren eklatante Fehler gab.
Der Bau wurde dem Vernehmen nach damals über eine Gruppen-Unfallversicherung statt mit einem sonst üblichen Tilgungsdarlehen finanziert. Einkalkulierte Gewinnausschüttungen waren nicht garantiert, im Verlauf der Jahre musste eine Wertberichtigung über 1,6 Millionen Euro vorgenommen werden, heißt es.
Damit nicht genug: Bei Mitgesellschafter Remondis glaubt man sich auch getürkten Schrottabrechnungen auf der Spur, die am Ende bis zu 280.000 Euro kosteten. Alles in allem kommt der private Partner inzwischen auf eine Gesamtschadenshöhe von rund 2,6 Millionen Euro – das Zehnfache dessen, was der Essener Stadtpolitik vor einem Monat als Ergebnis einer Sonderprüfung präsentiert wurde. Der Unterschied liegt unter anderem darin begründet, dass die Remondis-Prüfung deutlich über den ins Auge gefassten Zeitraum hinausgeht und zudem „unbelegte und unbezahlte Abrechnungen“ aus den Beraterverhältnis mit dem Ex-SPD-Ratsherr Harald Hoppensack mit einer Schadenssumme von mehr als 320.000 Euro beziffert.
Die Politik dürfte die EBE-Affäre frühestens Ende März wieder aufgreifen, wenn auch das städtische Rechnungsprüfungsamt seinen Bericht vorlegt. Dann soll es auch um die Frage gehen, wie viel von alldem an Oberbürgermeister Reinhard Paß kleben bleibt.
Staatsanwaltschaft schweigt
Selbst unter Sozialdemokraten gilt es mittlerweile als wahrscheinlich, dass sich die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft auch auf den OB erstrecken. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es gleichwohl nicht, im Gegenteil: Man habe sich, so antwortete ein Sprecher der Behörde jetzt auf Anfrage der NRZ, entschlossen, keine Zwischenstände mehr preiszugeben – weder zum Kreis der Beschuldigten noch zum Fortgang der Ermittlungen.
Bislang wird gegen den ehemaligen EBE-Geschäftsführer Klaus Kunze und gegen Ex-Berater Harald Hoppensack ermittelt.