Essen. Alina ist für zwei Monate zu Gast in der Heinickeschule. Denn ihr Vater, der Ukrainer Sergey Sakun, tritt in der GOP-Show „Lichtgestalten“ auf. dem Schul-Gastspiel und ihrer Zukunft sieht er gelassen entgegen: „Sie ist offen, sehr stark, und ich werde sie bei allem unterstützen, was sie tun will.“
Wenn die Oma mal nicht kommen kann, wird die Kinderbetreuung für viele Eltern schwierig. Doch für Artisten, die aus dem Ausland kommen, gerät sie zuweilen zum großen Problem. Sergey Sakun und seine Frau Irina Bessonova mussten es lösen. Denn beide haben derzeit ein Engagement. Er beim GOP, sie bei einer Show in Kassel. Und die Oma kann wegen der politisch brenzligen Lage nicht aus der Ukraine ausreisen. So wurde die achtjährige Tochter für zwei Monate in Essen eingeschult.
Ein mulmiges Gefühl hatte Alina schon, bevor sie zum ersten Mal in die Klasse 3b der Heinickeschule ging. „Ich war aufgeregt, weil ich nicht wusste, ob ich Freunde finde. Aber ich habe sofort welche gekriegt“, erzählt das Mädchen, das im französischen Montpellier geboren wurde und seit vier Jahren im baden-württembergischen Rust wohnt. Schnell fand sie heraus, dass es einige Unterschiede zur Grundschule in NRW gibt. „Ich habe zu Hause Französisch, hier Englisch. Hier gibt es keine Noten, man schreibt nicht mal mit dem Füller und Sport gibt es nur eine Stunde in der Woche.“
Neben Mathe steht Artistik auf dem Programm
Die aufgeweckte Schülerin, die Sport, Gesang und Mathe liebt und Deutschtests nicht so sehr, muss sich daheim keine Gedanken über Kontakte und Freizeitgestaltung machen. Sie hat ihre Freundinnen, einen Hund und meist die Mama an ihrer Seite, die ihr artistische Übungen beibringt. „An der Stange drehen und Spagat machen kann ich schon gut“, sagt Alina.
Sie kommt also auch ganz nach dem Papa, der in der Ukraine mit Sportakrobatik groß geworden ist. 2001 kam er mit drei weiteren Artisten als Gruppe „Crazy Flight“ nach Westeuropa, ließ sich 2006 in Deutschland nieder und tourt fast ununterbrochen. „Eigentlich können wir nichts planen. Alles hängt von den Gastspielen ab. Nur Alinas Geburt haben wir genau geplant“, berichtet der 31-Jährige.
Familie ist viel unterwegs
Zunächst konnten die Eltern sie noch überallhin mitnehmen. Selbst in die philippinische Hauptstadt Manila begleitete sie ihre Mutter für drei Monate. „Seit sie in der Schule ist, hat sich für uns alles verändert“, sagt der Vater. Damit er und seine Frau weiter arbeiten können, kommt die Großmutter aus der Ukraine jedes Jahr für fünf bis sechs Monate zum Aufpassen. Jetzt ist das unmöglich und die Situation in seiner Heimatstadt Krivoy Rog und in Kiew bereitet ihm Sorgen. „Wir sind alle im Stress. Ich telefoniere täglich mit meiner Familie und hoffe, dass alles gut geht.“
Herrensitzung im GOP
Alinas Schul-Gastspiel und ihrer Zukunft sieht er dagegen gelassen entgegen. „Sie ist offen, sehr stark, und ich werde sie bei allem unterstützen, was sie tun will“, so Sergey Sakun. Bevor ihr Berufswunsch „Sängerin oder Artistin“ allerdings in Erfüllung geht, fordert er sie ständig auf, mehr zu lesen. „Mit Papa“, meint Alina, „gibt es immer mehr Disziplin“.
